Insbesondere an der Westküste den USA werden im „Summer of Love“ etliche Bands zu abenteuerlicher Musik inspiriert (Siehe die Doors, Love, Grateful Dead, Jefferson Airplane etc…). Aber auch im United Kingdom haben viele Musiker die Zeichen der Zeit erkannt, und machen – mehr oder weniger gelungen und glaubwürdig – psychedelische Musik. Wobei dies in Großbritannien etwas länger im Underground stattfindet, weil die normalen Radiosender diese subversive Musik zunächst boykottieren. Erst John Peel’s Piraten-Radiosendung Perfumed Garden bereitet Psychedelia eine größere Hörerschaft. Dazu kommt, dass die allmighty Beatles ihren Mersey Beat auf Rubber Soul (’65) und Revolver (’66) um immer mehr psychedelische Spielereien erweitert haben. Und dann kommen ’67 Sgt. Pepper, dann kommen Disraeli Gears von Cream und der Ausserirdischen Jimi Hendrix mit seiner Experience taucht auf, der seinen psychedelischen Rock über England zurück in die USA importiert. Ebensolche Vorreiter im Jahr ’67 sind auch Pink Floyd mit ihren Singles „Arnold Layne“ und „See Emily Play“ sowie dem Album The Piper at the Gates of Dawn. Die sind Hausband und Hauptattraktion in dem Londoner Club, in dem sich die Szene trifft, um psychedelische Musik zu zelebrieren. John Hopkins und Joe Boyd (… der legendäre Produzent…) hatten Ende 1966 in einem ehemaligen „Irish Dance“ Lokal den UFO-Club gegründet, in dem sie die von ihnen favorisierten Bands auftreten lassen wollten – und zwar mit allem damals angesagten Drum und Dran – Mit Filmen, Lesungen, Lightshows, Performances und seltsamen Substanzen – kurz, mit Allem, was man neu, aufregend und psychedelisch fand. Dass das konservative London über diesen Treffpunkt der Freaks und Verrückten nicht glücklich war, kann man sich denken. Die offiziellen Stellen versuchten dem Club so schnell wie möglich das Wasser abzugraben, und die Polizei hatte bald damit Erfolg. John „Hoppy“ Hopkins wurde wegen Drogenbesitzes eingebuchtet und der Vermieter kündigte den Mietvertrag. Inzwischen war das UFO allerdings auch nicht mehr in der Lage die wachsenden Besucherzahlen aufzunehmen und für ein paar Wochen zog man ins nahegelegene Roundhouse um, aber Ende September ’67 war endgültig Schluss. Es sind insbesondere die Bands, die in den anderthalb Jahren im UFO auftraten, welche die britische Spielart des Psychedelic Rock definierten. Pink Floyd – die unzweifelhaften Stars des Clubs – haben wie gesagt schon im Vorjahr mit epochalen Singles und ihrem ersten Album definitive Statements in Vinyl abgegeben, viele andere Bands aber, die ebenfalls im UFO (…oder in anderen Venues wie dem Middle Earth, dem Speakeasy oder im Flamingo Club….) Furore machten, veröffentlichten 1968 ihre ersten Alben. Somit ist ’68 das Jahr, in dem die Saat, die in diesem Club gesät wurde in Form von Tonträgern aufgeht – und so kommen erst 1968 die Alben von Bands wie The Soft Machine, Procol Harum, Tomorrow, Family etc ans Licht… Hier also die ’68er Früchte der kreativen Keimzelle UFO-Club.
Pink Floyd
A Saucerful Of Secrets
(Columbia, 1968)
Da ist es wieder – das Problem mit dem Konzept dieser Artikel/Blog-Beiträge nach Ereignis/Thema/Jahr. Der UFO-Club ist wie beschrieben 1968 schon Geschichte und Pink Floyd – die Hausband des UFO – hat schon im Vorjahr ihre Raketen in den Himmel geschossen. Und nach dem (realtiven) „Erfolg“ der Singles „Arnold Layne“ und „See Emily Play“ und nach der LP Piper at the Gates of Dawn hat ihr Kopf und Hauptsongwriter Syd Barrett befunden, dass es eine sehr gute Idee ist, soviele LSD-Trips wie möglich einzuwerfen. Ergebnis: Als Pink Floyd ihren zweiten Longplayer einspielen wollen, ist er völlig abgedreht. Bei den Konzerten ist sein Verhalten immer erratischer geworden, er hat garnicht oder nur einen durchgehenden Ton gespielt, er ist komplett ausgerastet oder verschwunden, er ist kaputt. Noch nicht so kaputt, dass es keine lichten Momente gäbe, aber so kaputt, dass sich der Beitrag dieses so ungeheuer talentierten Musikers auf A Saucerful of Secrets auf ein bisschen Gitarrenspiel – insbesondere bei „Set the control For the Heart of the Sun“- und auf’s Songwriting vom „Jugband Blues“ beschränkt. So müssen sich Nick Mason, Richard Wright und Roger Waters mit David Gilmour einen Freund dazu holen, der die wichtigen Gitarrenparts einspielt. Und so wird A Saucerful… zu einem Album des Überganges. Noch sind Pink Floyd auf die spezielle Art „psychedelisch“, die ihnen ihren Job im UFO garantiert hat, aber das eigen- und einzigartige Genie von Syd Barrett, das bisher alles zusammengehalten hatte, fehlt nun und so wirkt das Album zerrissen. Waters‘ „Let There Be More Light“ und besagtes „Set the Controls For the Heart of the Sun“ sind zwei Psych-Space Klassiker, die schon darauf hinweisen, wie gut er mit einfachen Mitteln Atmosphäre schaffen kann. Wright’s Beiträge „Remember a Day Und „See-Saw“ sind dagegen naiv-sonnig und wirken dadurch heute etwas aus der Zeit gefallen und leichtgewichtig (was ja auch schön sein kann…). Aber noch immer schaffen Pink Floyd es, psychedelischen Rock mit memorablen Songs zu verbinden. Das 11+ minütige Titelstück mit seinen (alt)-modischen Soundexperimenten ist ein Abbild der Live-Auftritte im UFO-Club. Aber letztlich fehlt der Flow des Vorgängeralbums. Barrett’s „Jug Band Blues“ ist noch einmal wundeschön und traurig, zwei weitere Tracks von ihm wurden wegen mangelnder Qualität verworfen – und nach Beendigung der Aufnahmen im April verkündet die Band die Trennung von Barrett. Das Cover, auf dem „die Dinge zu sehen sind, an denen die Band und ihre Individuen zu dieser Zeit interessiert waren…“ ist die erste Arbeit des Designer-Kollektives Hipgnosis für Pink Floyd. Sie werden alle weiteren Cover für die Band gestalten und so Ikonen der Rockmusik (mit)gestalten.
The Soft Machine
Volume 1
(Probe, 1968)
Die aus der Szene in Canterbury erwachsene Band Soft Machine ist oft gemeinsam mit Pink Floyd Haupt-Act im UFO – und sie verliert auch mit dem Australier Daevid Allen in diesem Jahr einen ihrer Protagonisten – weil der nach einer Frankreich-Tour nicht mehr nach Großbritannien einreisen darf (er bleibt in Frankreich und gründet dort die famose Band Gong…). Soft Machine sind mindestens so einzigartig wie Pink Floyd – ja, vielleicht sogar noch etwas ungewöhnlicher – und dadurch weniger bekannt als die (späteren) Mega-Stars Pink Floyd. Auch Soft Machine ergänzen ihre Live-Shows mit Sound-Collagen und Filmen, und auch sie haben Songs mit seltsamen Rhythmussprüngen und Melodiebögen – aber sie sind durch ihre Virtuosität näher am Jazz. Dabei verzichten sie bei den Aufnahmen zum Debüt (von Chas Chandler und Velvet Underground-Produzent Tom Wilson produziert) gezwungenermaßen auf die Gitarre. Diesen Verzicht können sie sich leisten. Robert Wyatt ist ein unglaublicher Drummer, dessen Spiel man buchstäblich melodisch nennen könnte, Kevin Ayers spielt den Bass als Rhythmus- und Lead-Instrument und Keyboarder Mike Ratledge spielt songdienlich und zugleich virtuos dieses seltsame Hammond-Organ, das so typisch für die Bands der exzentrischen Canterbury-Szene ist. Dazu kommt Robert Wyatts heller, knabenhafter Gesang, der seltsam surreale Texte von sich gibt. Die beiden Teilzeitmitglieder Hugh und Brian Hopper steuern zusammen mit Kevin Ayers Songs bei – vor allem ihr Eröffungs Triptychon aus „Hope For Happiness/Joy of a Toy/Hope For Happiness (Reprise)“ hat regelrechte Hit-Qualitäten, gepaart mit virtuosen Freak-Outs. Sie waren während der Aufnahmen noch mit Jimi Hendrix unterwegs, und vielleicht haben sie da ihren Stil endgültig gefunden, denn die auf anderen Alben dokumentierten Demo-Aufnahmen der Zeit vor Volume 1 sind weit weniger aufregend. Die meisten Tracks auf diesem Album sind von Kevin Ayers geschrieben, verbinden psychedelischen Pop mit Raum für Improvisation. Ayers ist in seiner Versponnenheit durchaus mit Syd Barrett vergleichbar – und er überlebt die Sechziger, verlässt die Band nach diesem Debüt und macht einen Haufen hervorragender Solo-Alben. Nach Volume 1 verschiebt sich das Gewicht immer mehr Richtung Jazz, aber die folgenden drei Alben – nach einer Reformierung im Jahr 1969 – sind allesamt großartig und eigenartig. Neben The Piper at the Gates of Dawn ist The Soft Machine das andere exzeptionelle Highlight der Musik aus dem Umfeld des UFO-Club’s.
The Deviants
Disposable
(Stable, 1968)
Auch die Deviants treten mehrfach im UFO auf – meist angekündigt unter dem (alten) Namen The Social Deviants. Sie haben schon im Vorjahr mit dem tollen und sehr abgedrehten Debüt-Album Ptoof! eine kräftig nach Marihuana und Sprengstoff riechende Duftmarke gesetzt. Sie sind die englische Entsprechung zu amerikanischen Proto-Punk Bands wie den Stooges oder den MC5. Ihr Debüt war ein schmutziger Diamant mit Anklängen an Noise, Musique Concrete und rasendem Blues – mit einem der besten Comic-LP-Sleeve Design seiner Zeit. Beim zweiten Album waren die Musiker gemäß den Erinnerungen ihres Vordenkers Mick Farren massiv auf Speed – was man den Songs nur teilweise anhört, manchmal ergehen sie sich in ziellosen Jams, aber ihre Version von Flower Power ist weit dunkler und vor Allem weit anarchistischer, als die anderer Bands. Disposable gilt als schwächer als Ptoof! (so wie Pink Floyds zweites Album hinter dem Debüt zurückblieb) – aber es ist ein echtes Dokument seiner Zeit – einer Zeit mithin, in der der Schwung des Aufbruches in eine neue, freiere Gesellschaft langsam an Energie verliert. Genau das dürfte der politisch und gesellschaftlich wache Bandkopf Mick Farren gefühlt haben und das wird er mit Disposable versucht haben, in Musik umzusetzen. Und vermutlich deshalb ist das Album weit schwerer als vieles aus dem Umfeld des UFO. Ihre Primitivität haben die Deviants zum Glück nicht verloren, sie waren vor zwei Jahren noch blutige Amateure mit Konzept, aber mit beschränkten musikalischen Kenntnissen gewesen, wodurch sie näher an Punk als andere Musiker dieser Szene waren. Disposable ist ein Album, das nicht jedem gefallen dürfte, weil es nicht „angenehm“ ist, weil die Desillusionierung überwiegt, aber es ist ein perfektes Abbild seiner Zeit. Und der Opener „Somewhere to Go“ oder der R&B von „Slum Lord“ sind sehr gelungen.
The Bonzo Dog Band
The Doughnut in Granny’s Greenhouse
(Liberty, 1968)
Wie „anders“ die psychedelische Musik in England ist, kann man natürlich deutlich heraushören, wenn man Bands wie Pink Floyd, The Soft Machine oder eben die Bonzo Dog Band mit den Doors, Love oder Grateful Dead etc vergleicht. Die Bonzo Dog Doo-Dah Band hatte für ihr zweites Album (nach dem famosen Gorilla vom Vorjahr) das Doo-Dah aus dem Namen gestrichen – obwohl sie nicht weniger Dada sind als im Vorjahr, aber ihren bizarren, an Monty Python erinnernden Humor (mit denen sie auch aufgetreten sind…) haben sie immer noch – für The Doughnut in Granny’s Greenhouse ergänze sie ihre Mischung aus Jazz, Vaudeville, Comedy und Pop um schrägen Psychedelic Rock. (Der Album-Titel übrigens ist ein britischer Slang-Euphemismus für eine Aussen-Toilette – und wurde ihnen von Monty Python’s Michael Palin beigebracht…). Ich kann sie mir ganz hervorragend bei einem der Konzerte im UFO vorstellen, in seltsamen Verkleidungen, mit Theater-Einlagen, absurde Texte rezitierend, um dann wieder in kraftvollen Psychedelic Rock zu verfallen. Irgendwie kann man sie als ur-biritische Variante von Zappa’s Mothers of Invention sehen, bei der die Virtuosität nicht ganz so aufdringlich gefeiert wird. Bandkopf Viv Stanshall ist vom Jazz beeinflusst und prägt durch sein Trompeten- und Saxophon-Spiel den Sound der Band genauso wie durch sein übertriebenes Oxford-Idiom und die absurden Lyrics. Man höre nur den gesprochenen Text bei „Rhinocratic Oaths“ („You should get out more, Percy, or you’ll start acting like a dog, ha ha … He was later arrested near a lamp-post„) – oder die Sci-Fi Geschichte von „Beautiful Zelda“, das Bowie’s „Space Oddity“ vorwegnimmt und musikalisch mit verfremdeten Cymbals und Weltraum-Gitarren auch noch als toller Song daherkommt. Dagegen ist „My Pink Half of the Drainpipe“ eine melancholische Ballade – natürlich auch mit absurden Zügen, dafür wunderbar komponiert und instrumentiert. The Doughnut … ist bei aller stilistischen Breite ein sehr konzises Album, dessen „Rock-Facette“ so gelungen ist, dass man es mit Fug und Recht neben Alben weit bekannterer Bands stellen kann. Die Bonzo Dog Band ist absurder und experimentierfreudiger als die Beatles, mitunter auch rockiger – um den etwas anrüchigen Ausdruck zu bemühen – aber sie sind auf diesem Album nicht schlechter – nur britischer…
The Crazy World of Arthur Brown
s/t
(Polydor, 1968)
Dass Theatralik zum Konzept des UFO – und zu dem seiner Bands – gehört, haben wir jetzt verstanden. Und hinter den Show-Effekten verbirgt sich dann oft sehr gelungene Musik, die eine erstaunliche Bandbreite überdeckt, die hauptsächlich die psychedelischen Soundeffekte jener Zeit gemeinsam hat. Zu den häufigeren Gästen auf der Bühne des UFO gehörte auch Arthur Brown und seine Truppe. Bekannt wurde er für seinen Hit „Fire“ und wegen der Performances mit… naja, Pyrotechnik eben, mit Nackt-Auftritten und brennenden Helmen (Jahrzehnte vor den Red Hot Chili Peppers) und für sein mächtiges Organ. Seine Stimme ist wirklich gewaltig, und er hatte mit dem späteren Emerson, Lake & Palmer Drummer Carl Palmer und mit dem Keyboarder Vincent Crane zwei weitere virtuose Kraftmeier dabei. Das einzige Album dieser Band – übrigens produziert von Pete Townshend, einem weiteren starken Mann – ist aber zum Glück mehr als nur Lautstärke und ein Hit. „Fire“ IST natürlich ein Ereignis, aber die Version des Horror-Blues Klassikers „I Put a Spell On You“ ist reine Voodoobeschwörung, Mit der „Spontaneous Apple Creation“ macht Brown durchaus Captain Beefheart Konkurrenz, Das James Brown-Cover „I’ve Got Money“ zeigt, wie nah die Band an Soul herankommt, wie soulful diese Stimme sein kann. Wenn man das komplette Album hört, erkennt man, dass da weit mehr hinter der Show steckt, als Feuer und Rauch. The Crazy World of Arthur Brown ist ein Vorläufer etlicher (bald) kommender Progressive-Rock Alben, es bereitet vor auf Glam-Rock und auf den Shock Rock eines Alice Cooper, es ist ein weiterer Mosaikstein in der Entwicklung des britischen Psychedelic Rock. Ein Album, das zwar heutzutage ziemlich dated klingen mag, aber irgendwie auch immer noch durch seine Wucht beeindruckt.
Procol Harum
Shine On Brightly
(A&M, 1968)
Procol Harum dürften neben Pink Floyd die bekannteste Band aus dem UFO-Umfeld geblieben sein. Sie hatten im Vorjahr mit „A Whiter Shade of Pale“ einen der größten Hits ihrer Ära (hat sich 10-Millionen mal verkauft…) – und sie hatten Potential für mehr. Da ist Gary Brookers markante Stimme, da ist Robin Trower’s Hendrix-Gitarrensound, dazu kommt Matthew Fisher’s Orgel, die ähnlich dröhnt, wie die von Vincent Crane aus Arthur Brown’s Band, dazu gibt’s seltsam dunkel-humorige und psychedelische Texte vom eigens dafür angestellten Keith Reid. Sie können epische Tracks schreiben, die Klassik, Psychedelik und Blues belehnen …. und sie sind britisch genug für das Publikum in London, und machen auch live was her. Shine on Brightly ist der Beweis, dass Procol Harum mehr sind, als eine Singles Band. Das Album ist als komplettes Werk gedacht, die zweite Seite der LP enthält mit „In Held Twas In I“ eine 17-minütige, fünf-teilige Suite, der Sound ist opulent und warm – und es scheint unglaublich, dass dieses barocke Album in zwei Tagen eingespielt worden sein soll. Seinerzeit wurde das Album seltsamerweise nur lauwarm aufgenommen, aber Songs wie „Wish Me Well“ mit schreienden Gitarrenchords, das tolle „Skip Softly (My Moonbeams)“ oder der Titelsong mit psychedelischen Lyrics von Reid („My Prussian-blue electric clock’s alarm bell rings, it will not stop and I can see no end in sight and search in vain by candlelight for some long road that goes nowhere for some signpost that is not there and even my befuddled brain is shining brightly, quite insane“) – ganz zu Schweigen von den fünf Teilen der Suite – das komplette Album steht für eine überbordende Musikalität, die im Laufe der Zeit auch anerkannt wurde. Heute ist diese Musik unmoderner als verdient. Ein Problem ist, dass Procol Harum bis heute auf den EINEN Hit reduziert werden – dabei sind sie extrem eigenständig, haben einen unkopierbaren Sound und sind hervorragende Songwriter. Als Beweis höre Shine on Brighly… und A Salty Dog (69) und Home (70)….
Tomorrow
s/t
(Parlophone, 1968)
Auch Tomorrow sind mehrfach Gäste im UFO Club. Auch sie haben mit „My White Bicycle“ eine Single im Gepäck, die so famos ist, dass sie bald zur Bürde wird – und das ’68er Album schlechter aussehen lässt, als es ist. Der Hit ist ein produktionstechnisches Feuerwerk, mit rückwärts laufenden Bändern, auf denen der Rhythmus und die Gitarrenriffs wegschwimmen, mit Ping-Pong-Stereo-Effekten und einer schlichten, aber extrem einprägsamen Melodie. Dass sie mit dem Song Referenzen an Albert Hofmann, den „Erfinder“ von LSD und zugleich an die niederländische Praxis (weisser) Free-for-All-Fahrräder richten, passt in die Zeit – genauso wie die Kinks/Beatles Pastiche „Real Life Permanent Dream“ incl Sitar. Zu dieser Zeit versuchen sich etliche Bands an einer eigenen Version von Sgt. Peppers, und der Wunsch ein vergleichbares Album zu machen, wird spätestens mit der (unnötigen) Cover-Version von „Strawberry Fields Forever“ überdeutlich. Dabei hatten sie das nicht mal nötig. Mit „Revolution“ hatten sie eine zweite sehr gelungene, aber weniger erfolgreiche Single dabei, sie haben mit dem späteren Yes-Gitarristen Steve Howe einen Virtuosen an Bord, der den Sound sehr stark prägt. Drummer John „Twink“ Alder wird bald eine Institution im britischen Underground mit Jobs bei den Pretty Things und den Pink Fairies – und sie werden kräftig vom zu dieser Zeit aufstrebenden Radio-DJ John Peel unterstützt. Tomorrow sind die erste Band, die die bald legendären Peel Sessions machen darf. UFO-Club Gründer Joe Boyd nannte einen ihrer Auftritte die „Apotheose des britischen 60er Jahre Underground“, sie jammten im Club mit Hendrix…. Aber der Erfolg blieb aus und im April ’68 trennte sich die Band. Tomorrow ist ein Fenster in diese Zeit und bietet einige Songs, die sich nicht vor den Vorbildern verstecken müssen.
The Move
Move
(Regal Zonophone, 1968)
The Move spielen einige Male im UFO, sie gehören der Szene um Pink Floyd, Soft Machine etc an – und auch sie sind eine Band, die sich um einen ziemlichen Exzentriker versammelt hat. Der Kopf und Songwriter von The Move ist Roy Wood, auch einer, der sich gerne verkleidet, bunt anmalt und Auftritte zu Performances macht. Dabei haben The Move seit ihrer Gründung 1965 vier Leadsänger – somit auf der Bühne mindestens nach aussen vier unterschiedliche Köpfe. Sie hatten sich in Birmingham formiert, um die talentiertesten Musiker der Stadt zu vereinen, da war der gennannte Roy Wood sowie Chris Kefford, Trevor Burton und Carl Wayne und zuletzt kam noch Schlagzeuger Bev Bevan dazu. Ihr Manager Tony Secunda verschafft ihnen einen Plattenvertrag, sorgt durch diverse nicht mit der Band abgestimmte Aktionen für Präsenz in den Medien und bestimmt Roy Wood zum Songwriter. Das Album Move ist nicht nur durch die unterschiedlichen Lead-Sänger eine etwas zerrissene Angelegenheit. Roy Wood hatte von Allem, was in der Zeit seit Bandgründung hip gewesen war etwas ausprobiert. Man muss bedenken, dass die Entwicklung neuer musikalischer Stile sozusagen im Monats-Takt voranschritt – seit ’65 waren Beat, Mod, Rock’n’Roll und psychedelischer Pop aufeinander gefolgt – und all das wird auf Move bedient. The Move covern auf ihrem Debüt „Weekend“ vom Rock’n’Roller Eddie Cochran, die Doo-Wop Band The Coasters und die amerikanischen Psychedeliker Moby Grape. Wood hat einige tolle Songs irgendwo zwischen Pop und Psychedelia die angenehm kurz sind und die mit schlauen Arrangements und zeitgemäß absurden Texten seinerzeit in den Charts hochgingen. „Flowers in the Rain“, „(Here We Go Round) The Lemon Tree“ oder „Kilroy Was Here“ sind gelungene Beispiele für die Musik der Zeit, das Album hört sich ein bisschen an wie eine Beat und Pop-Compilation von 65 bis 68. Das folgende Album Shazam! Ist konziser, aber Move ist sympathischer. Es zeigt die popppige Seite des Psychedelic Underground.
Kurz bevor die Lichter ausgehen
Ab Mitte ’68 geben sich neben den oben genannten „Haus-Bands“ auch noch andere Bands des britischen Underground im UFO sozusagen die Klinke in die Hand – wobei diese oft gemeinsamen Auftritte sowieso über die größeren Venues in England verteilt stattfinden. Hier folgen nun wichtige ’68er Alben einiger britischer Bands, die kurz vor seinem Ende im UFO auf dem Billing standen. Man beachte dabei – die Pretty Things und Ten Years After sind wie Pink Floyd schon bekannte Namen in der Szene, Fairport Convention und die auch schon länger existierende Incredible String Band vereinen Folk und Psychedelia und wurden – wie ich vermute – durch Joe Boyd ins UFO geholt, der sich bald als gefragter Folkrock-Produzent profilieren soll. Family machen in diesem Jahr ihr Debüt, aber sie sind durch ihr Ur-Viech von einem Sänger eine große Attraktion im Live-Circuit der Stadt. All die folgenden Alben geben meiner Meinung nach ebenfalls ein gutes Bild der Szene wieder.
The Pretty Things
S.F. Sorrow
(Columbia, 1968)
Das Album S.F. Sorrow ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr Psychedelic zu dieser Zeit auch Musiker beeinflusst hat, die zuvor straighten Rhythm & Blues gespielt haben. Die Pretty Things galten bislang als schmutzigere, langhaarigere und wildere Variante der Stones, hatten drei sehr gute, vielleicht etwas undisziplinierte Alben voller gelungener Covers und eigener Tracks eingespielt, das letzte Album Emotions hatte schon leichte Psychedelic Anklänge – sie hingen schließlich auch mit den entsprechenden Musikern herum. Als sie nun nach zwei Besetzungs- und einem Label-Wechsel ins Studio gingen, beschlossen sie, ein Konzept-Album aufzunehmen. So wurde S.F. Sorrow das erste seiner Art – vor The Who’s Tommy und vor den Kinks – vom Pink Floyd Produzenten Norman Smith zur gleichen Zeit in den Abbey Road Studios aufgenommen wie das Weisse Album der Beatles und das hier ganz vorne reviewte A Saucerful of Secrets. Im März verließ Drummer Skip Alan die Band, und Twink von Tomorrow ersetzte ihn, im Sptember waren die Aufnahmen beendet und Ende des Jahres wurde S.F. Sorrow veröffentlicht. Die Story hinter dem Album basiert auf einer Kurzgeschichte von Sänger Phil May, sie lässt sich allein über die Songs nur schwer verfolgen. Viele Teile der düsteren Lebensgeschichte des Sebastian F. Sorrow von der Geburt bis ins Alter muss man sich aus Zwischentexten auf dem Lyric-Sheet der LP erschliessen – aber musikalisch war das Album ein Triumph… der leider von der kaufenden Masse nicht goutiert wurde. Dabei ist alles da, was man ’68 so haben will. Die Zusammenarbeit mit norman Smith ist wunderbar, sie bezeichnen ihn glatt als 6. Mann an Bord, er lässt sie alle neuen Tricks ausprobieren, die Story hinter den Songs ist anspruchsvoll (wenn auch düster und schwer begreiflich – da werden The Who leichter verständlich sein) – aber vor Allem haben sie unter all den Effekten auch die Songs und die Fähigkeiten, alles so kraftvoll umzusetzen, wie es keiner anderen Band gelingt. Dabei senken sie die Lautstärke und spielen mitunter so folky, wie nie zuvor. Da ist die Ballade „Loneliest Person, da sind tolle Psych-Tracks wie „Bracelets of Fingers“ und „Trust“ – aber das Album funktioniert eben als Komplettpaket – besser als die allermeisten folgenden Konzeptalben. Eines der besten Alben des Jahres – das hier gut hinpasst.
Ten Years After
Undead
(Deram, 1968)
Ten Years After – die bei der „AbschlussVeranstaltung des UFO am 29. September ’67 dort erstmals offiziell antreten – sind eine für diesen Club und für die im Umfeld des UFO kreierte psychedelische Musik eher untypische Band. Es gibt Ende der Sechziger Acts, bei denen sich das Interesse des Publikums auf eine Person – meist auf den Gitarristen und auf seine Vituosität fokussiert. Bei denen wird ein Typus Musiker gefeiert, der spätestens ab Punk als selbstverliebte Techniker verachtet wird. Ob das Leuten wie Hendrix, Clapton, Jeff Beck etc. gerecht wird, bezweifele ich. Dem Gitarristen Alvin Lee und seiner Band Ten Years After konnte ich allerdings wirklich nie ganz so viel abgewinnen wie der Jimi Henrdrix Experience etwa – Was wohl daran liegt, dass TYA nie so grenzüberschreitend revolutionär waren, ihre größte musikalische Leistung wohl darin liegt, dass Alvin Lee seine Jazz- und Blues-informierten Soli einfach nur schneller spielt als der Schall und der Rest der Konkurrenz. Andererseits muss man anerkennen, dass das Live-Album Undead (Ihr zweites nach dem ’67er Studio-Debüt) die Band in all ihrer prächtigen Energie und Begeisterung einfängt, dass ihre „Rock-Version“ von Woody Herman’s „“Woodchopper’s Ball“ und ihr Hit, der rasante Blues „I’m Going Home“, mit mächtigem Furor gespielt wird. Und die Energie einer so schnellen Blues Band einzufangen, ist eine Kunst, die nicht immer gelingt. Produzent Mike Vernon entpuppte sich in den Jahren um ’68 als Meister des Blues-Rock und mit Undead hatte er ein weiteres Referenzalbum, dem etliche folgen würden (mehr dazu in einem anderen Kapitel…). Undead bietet rohen, trockenen, angejazzten Bluesrock, wirklich ungemein schnell gespielte Gitarrensoli, ein unnötiges Schlagzeugsolo (so was war damals eben angesagt) und die komisch nölige Enten-Stimme Alvin Lee’s, die nicht jedermanns Geschmack sein wird – die aber diese Band genauso aus der Masse heraushebt, wie Lee’s Gitarrensoli. Das Sleeve Design immerhin ist toll, psychedelischer als die Musik, und Undead ist ein genauso treffendes Abbild seiner Zeit, wie die anderen hier vorgestellten Alben.
Family
Music In A Doll‘s House
(Reprise, 1968)
Family, eine Band aus Leicester, passt wieder weit besser in den psychedelic Underground im UFO – wobei auch sie erst im August ’67 zwei mal dort auf die Bühne treten. Sie waren noch unter dem Namen The Farinas im Vorjahr in London angekommen, Kim Fowley produzierte gemeinsam mit der gesamten Band Traffic eine Single mit ihnen und gab ihnen – in Anlehnung an die Mafia – den Namen Family. Mit diesem Team um Dave Mason und Jimmy Miller wurde dann ’68 auch das Debütalbum Music in a Doll’s House produziert. Der Einfluss des hippen Psychedelic Rock aus den USA und England war deutlich herauszuhören, aber Family hatten Pfunde, mit denen sie wuchern konnten. Jeder der Musiker beherrschte gleich mehrere Instrumente, Bassist Ric Grech auch Cello und Geige, Jim King Saxophon und Harmonica, Songwriter Charlie Whitney alle Arten von Saiteninstrumenten – also auch die Sitar, und mit Roger Chapman hatten sie einen ungewöhnlichen Sänger, der auch noch Saxophon spielen konnte. Chapman’s Stimme muss man sich als kehligere Version von Peter Gabriel’s Organ vorstellen, kombiniert mit meckerndem Vibrato – hinzu kam sein regelrecht psychotisches Verhalten auf und neben der Bühne. Der Mann alleine war schon ein Ereignis. Dazu hatten Family mitunter seltsam verdrehte Songs, ruhend auf einem erkennbaren Blues-Fundament, aber durchtränkt von Art- und Psychedelic Rock. Music in a Doll’s House wäre eigentlich ein buntes Sammelsurium aus melancholischen Romantizismen (man höre nur „Mellowing Grey“), verbogener Psychedelia („See Through Windows“, „The Voyage“) und rasantem Art-Rock („The Chase“) – aber das Album wirkt durch den eigenwilligen Sound von Band und Sänger wie aus einem Guss. Kaum vorstellbar, dass es in den Londoner Olympic-Studios nur auf einem 4-Track Recorder aufgenommen wurde (…eine Ökonomie, die heute selbst bei den schlichtesten Aufnahmen unvorstellbar ist…). Produzent Dave Mason steuerte noch wunderbar zeittypischen Mellotron-Sound bei – und fertig ist ein weiteres Konkurrenz-Album irgendwo zwischen S.F. Sorrow und Piper at the Gates of Dawn.
Fairport Convention
s/t
(Polydor, 1968)
Fairport Convention entstanden auch im Umfeld des UFO und des späteren Middle Earth Club in London. Es war Club-Eigner und Produzent Joe Boyd, der sie in seinem Club und dessen Umfeld unterbrachte – eine Band mithin, die in ihrem Entstehungsjahr noch weit hörbarer von Psychedelic Rock beeinflusst war, als in den kommenden Jahren. Auf ihrem gleichnamigen Debüt bleibt britischer Folk aussen vor, und man orientiert sich eher an Bands wie Jefferson Airplane. Aber obwohl noch der später so typische Zugang zum Folk der Heimat fehlt, ist schon hier erkennbar, dass da was Großes heranwächst. Sie hatten mit Judy Dyble eine Sängerin dabei – im männerdominierten Umfeld der Rockmusik noch die absolute Ausnahme, sie hatten mit dem 18-jährigen Richard Thompson ein Supertalent dabei – das NICHT mit unerträglichem Gitarren-Gewichse nervte, und obwohl sich schon im ersten Jahr das Besetzungskarussell drehte, klangen Fairpoort Convention wie eine eingeschworene Einheit. (sie benannten sich übrigens nach dem Haus, in dem sie proben durften – in direkter Nachbarschaft zu den Kinks) Auf ihrem Debüt covern sie gleich zwei mal die noch völlig unbekannte Joni Mitchell, sie spielen Dylan’s „Jack O‘ Diamonds“ und das wunderschöne „Time Will Show the Wiser“ vom tragischen Mega-Talent Emitt Rhodes (… dessen Alben man hören sollte, und dessen Story traurig genug für einen Film wäre…). Judy Dyble’s Version von Joni Mitchell’s „Chelsea Morning“ beweist, dass sie sich nicht hinter ihrer weit berühmteren Nachfolgerin Sandy Denny verstecken müsste (was sie tat – auf der Bühne strickte sie, wenn sie nichts zu singen hatte – seltsam…). Oft übernimmt auch Ian McDonald den Gesang gemeinsam mit ihr – der sich später Ian Matthews nennen sollte und eine reiche Solo-Karriere ähnlich wie Richard Thompson hinlegen würde. Erst einmal kam dieses feine Album, Auftritte im UFO und anderen hippen Venues in London, dann die unvermeidlichen Bestzungswechsel – und im folgenden Jahr ein Trio von Alben, die quasi im Alleingang den britischen elektrifizierten Folkrock definieren würden.
Incredible String Band
The Hangmans Beautiful Daughter
(Elektra, 1968)
Und auch hier hatte Joe Boyd seine Finger im Spiel: Schon ’65 hatte er als A&R-Mann den Gitarristen Robin Williamson in Schottland mit seinem damaligen Partner Clive Palmer gesehen und für das Elektra-Label gewonnen. Im Laufe der Zeit war mit Mike Heron ein weiterer Kreativer zum Duo dazugestoßen, und nach einem hochgelobten Debüt (’65) war Clive Palmer auf einen Hippie Trail nach Indien verschwunden, das verbliebene Duo war auseinander gegangen um dann ’67 wieder als Incredible String Band mit dem großartigen Psychedelic Folk von The 5000 Spirits or the Layers of he Onion und mit Joe Boyd als Produzenten einen echten Klassiker einzuspielen. Das dürfte den Großteil des Materials ausgemacht haben, den die ISB im UFO spielte, denn erst ab Dezember ’67 nahmen sie wieder mit Boyd und mit u.a. Richard Thompson und Judy Dyble von Fairport und mit Williamsons Freundin, der Sängerin Licorice McKechnie ihr drittes Album The Hangmans Beautiful Daughter auf. Das Cover (das zunächst die Rückseite des Sleeves war…) sagt genau so viel über die Musik aus, wie das knallbunte Psychedelic-Suchbild des Vorgänger-Albums. Da schien eine aus dem Mittelalter ins psychedelische London gebeamte Großfamilie gemeinsam zu musizieren.Dabei ist Hangman… regelrecht Weltmusik, Williamson und Heron, die alle Stücke geschrieben haben, spielen alles, was Saiten hat – da werden Oud, Sitar, Gimbri, Shenai, Harpsichord, Panflöte und Kazoo eingesetzt, da verarbeitet Heron beim 13-minütigen „A Very Cellular Song“ Musik aus Indien und ein Spiritual von den Bahamas, da gibt es den Hit „Minotaur Song“, bei dem Gitarren den Call and Response Gesang mit aufnehmen, da ist ein Hippie-Flair präsent, das allen Klischees entspricht, die wir bis heut haben – was ein Grund dafür sein mag, dass Hangman… ungemein zeitlos geblieben ist – neben den wirklich großartigen Songs natürlich. Hier hat sich bekanntermaßen Devendra Banhart und die gesamte freak-Folk-Szene der Jahrtausendwende inspirieren lassen – und die Klasse nie ganz erreicht.
Incredible String Band
Wee Tam / The Big Huge
(Elektra, 1968)
Um so erfreulicher, dass die ISB im selben Jahr neben weltweiter Anerkennung, Preisen und Auftritten im Fillmore drüben in LA und in der Royal Albert Hall auch noch die Zeit fanden ein bzw zwei weitere Alben einzuspielen. Sie waren das halbe Jahr mit Touren beschäftigt, und nahmen in der restlichen Zeit neue Songs auf, wobei Heron umd Williamson, die sich eigentlich nicht einmal besonders mochten, hier Ideen austauschten und sich gegenseitige Mitbestimmung – ganz Hippies – zugestanden. Dazu kam mit der Geigerin Rose Simpson eine Freundin für Mike Heron, der Gegenpart zu Licorice McKenchie sozusagen. Die vier nahmen Wee Tam zusammen mit dem Schwester-Album The Big Huge auf, veröffentlichten das Ganze sowohl als zwei Einzel-LP’s als auch (zunächst nur in den USA) als Doppel-LP (mit dem hier dargestellten Cover…). Auf beiden Alben werden die Songs wieder ein ganz kleines bisschen konventioneller – was aber Dank der nach wie vor exotischen Instrumentierung und der immer noch verdammt Hippie-seeligen Umsetzung nicht auffällt. Wee Tam & the Big Huge lebt noch mehr als der Vorgänger von der sehr kollegialen Zusammenarbeit der beiden Kreativen. Dass Williamson und Heron fantastische Instrumentalisten waren, die locker ganze Albenseiten mit intelligenter, versponnener Welt/Folk-Musik zu füllen in der Lage waren, mussten sie ja nicht mehr beweisen. Die beiden Alben sind ein willkommener Overkill, die beiden Musiker zeigen, dass sie sich nun auch den US-Folk kennengelernt haben („Log Cabin Home in the Sky“ – das sagt ja schon Alles). Die seltsame Veröffentlichungspolitik – auf Betreiben von Elektra übrigens – verhinderte einen ebenso großen Erfolg wie bei Hangman… – was Nichts daran ändert, dass die beiden Alben großartige Ergänzungen zu einer Art von Folkmusik sind, die nicht imitiert werden kann, die hochmusikalisch ist, und die komplett aus der Zeit gefallen bleibt – dies gilt für alle drei Alben weit mehr, als für die meisten anderen hier beschriebenen LP’s der Hauptakteure aus dem UFO. Übrigens beschränkt sich die Begeisterung für diese Alben der ISB nicht nur auf junge und alte Folkies, auch die Pet Shop Boys zum Beispiel bezeichneten die ISB als einen großen Einfluss – den ICH nicht erkenne, aber das ist ja egal.
Und zuletzt der Tip, sich auch die wichtigsten Alben der Bands anzuhören, die schon ’67 erschienen sind, die aber aus bekannten Gründen nicht hier reviewt sind. Man höre also noch…
Pink Floyd – Piper at the Gates of Dawn (Syd Barrett in Hochform) – dazu, die Singles „Arnold Layne“ und „See Emily Play“
Procol Harum – s/t (Das (tolle) Album mit dem Hit)
The Deviants – Ptoof!
AMM – AMMMusic (Experimenteller geht’s nicht…)
The Smoke – It’s Smoke Time (Mit dem LSD-Hit„My Friend Jack“. Sonst viel unschuldiger Garage-Pop)
Eric Burdon & The Animals – Love is (Mit bitischen Musikern aufgenommenes Album im San Francisco Sound)
Dantalion’s Chariot – Chariot Rising (Archivmaterial einer Band, deren Musiker dauernd im UFO ‚rumhingen und nur ein paar Singles geschafft haben – mit Andy Summers – später bei The Police…)
Das Programm des UFO Clubs, wie es auf Plakaten und in Anzeigen angekündigt war:
- Dec 23/30: Night Tripper under Gala Berkeley Cinema; Warhol movies; Soft Machine; The Pink Floyd; Anger movies; Heating warm; IT god
- Jan 13: Pink Floyd; Marilyn Monroe movie; The Sun Trolley; Technicolor strobe; Fiveacre slides; Karate
- Jan 20: Pink Floyd; Anger movie
- Jan 27: AMM Music; Pink Floyd; Five Acre Light; Flight of the Aerogenius Chpt 1; International Times; IT Girl Beauty Contest
- Feb 3: Soft Machine; Brown’s Poetry; Flight of the Aerogenius Chpt 2; Bruce Connor Movies
- Feb 10: Bonzo Dog Doo Dah Band; Ginger Johnson; Bank Dick WC Fields
- Feb 17: Soft Machine; Indian Music; Disney Cartoons; Mark Boyle Feature Movie
- Feb 24: Pink Floyd; Brothers Grimm
- Mar 3: Soft Machine; Pink Floyd
- Mar 10: Pink Floyd
- Mar 17: St Patrick’s day off
- Mar 24: Soft Machine
- Mar 31: Crazy World of Arthur Brown; Pink Alberts; ’spot the fuzz contest‘
- Apr 7: Soft Machine
- Apr 14: Arthur Brown; Social Deviants; Special: the fuzz
- Apr 21: Pink Floyd
- Apr 28: Tomorrow; The Purple Gang
- (Apr 29/30: The 14 Hour Technicolor Dream at the Alexandra Palace)
- May 5: Soft Machine; Arthur Brown
- May 12: Graham Bond Organisation; Procol Harum
- May 19: Tomorrow; Arthur Brown; The People Show
- May 26: The Move
- Jun 2: Pink Floyd
- Jun 9: Procol Harum; The Smoke
- Jun 10: Pink Floyd
- Jun 16: Crazy World of Arthur Brown; Soft Machine; The People Blues Band 4.30am
- Jun 23: Liverpool Love Festival; The Trip
- Jun 30: Tomorrow; The Knack; Dead Sea Fruit
- Jul 7: Denny Laine; Pretty Things
- Jul 14: Arthur Brown; Alexis Korner; Victor Brox
- Jul 21: Tomorrow; Bonzo Dog Doo Dah Band
- Jul 28: Pink Floyd; CIA v UFO; Fairport Convention
- Aug 4: Eric Burdon; Family
- Aug 11: Tomorrow
- Aug 18: Arthur Brown; Incredible String Band
- Sep 1/2: UFO Festival: Pink Floyd; Soft Machine; The Move; Arthur Brown; Tomorrow; Denny Laine
- Sep 8: Eric Burdon & The New Animals; Aynsley Dunbar
- Sep 15: Soft Machine; Family
- Sep 22: Dantalian’s Chariot w Zoot Money & His Light Show; The Social Deviants; The Exploding Galaxy
- Sep 29: Jeff Beck; Ten Years After; Mark Boyle’s New Sensual Laboratory; Contessa Veronica