1967 – Jefferson Airplane bis Frank Zappa – Monterey und der „Summer of Love“ – Psychedelische Plakatkunst

Der Summer of Love wird oft mit dem Woodstock-Festival gleichgesetzt – was falsch ist: Woodstock fand zwei Jahre später statt, im Sommer ’69. Das Musikfestival, das für den Summer of Love steht, war das Monterey Pop Festival, lustigerweise ein Festival, bei dem die Bands die absagten fast namhafter sind als die, die dabei waren.

Nach anfänglichen Zusagen doch nicht dabei waren die Beach Boys, die Beatles (obwohl deren Mitglieder teils im Organisations-Komitee saßen), die Stones und Cream. Dabei waren immerhin u.a. Hendrix, The Who (siehe Hauptartikel), Jefferson Airplane, The Byrds, Moby Grape, Buffalo Springfield, Canned Heat und etliche, deren Debüt-Alben erst im kommenden Jahr einschlagen würde – oder deren Debüt hier nicht vorkommt, weil es noch nicht die Klasse ihrer Live-Auftritte hatte (Mehr dazu weiter unten…). Der Begriff Summer of Love steht aber vor Allem für den Höhepunkt der Hippie Bewegung und ihrer free everything Ethik. Im San Francisco-Stadtteil Haight Ashbury sammelten sich im Sommer ’67 bis zu 100.000 jungen Leute aus allen möglichen Landesteilen, um freie Musik, freie Liebe, freies Essen, freie medizinische Versorgung, freie…… einfach Alles was ging miteinander zu teilen. Anlass war eine allgemeine Protesthaltung gegen das Establishment – welches im Jahr zuvor LSD verboten hatte, das für den Vietnam-Krieg stand, das reaktionär und spießig war. Eine freiere Kultur dagegen zu setzen, war ein hehres Ziel, allerdings zog diese Idee auch eine große Anzahl von Abzockern und Schnorrern an, die den freien „Spirit“ auf jede mögliche Art ausnutzten. Dazu kam ein Haufen von eitlen Wortführern, dubiosen Gurus und tumben Mitläufern, die die Ideale der Hippies in kürzester Zeit als schlichte Utopie entlarven sollten. Die Selbsterkenntnis reichte immerhin so weit, dass schon im Oktober – als viele der jungen Leute ihr Studium wieder aufnahmen und Haight Ashbury sich wieder leerte – bei der „Death of the Hippie“-Zeremonie die Szene zu Grabe getragen wurde. Die Ideale sind als solche natürlich erhalten geblieben, das Experiment mag gescheitert sein, aber seine Nachwirkungen – auch und vor Allem die musikalischen – sind bis heute spürbar. Also: Nicht zu viel Ironie bitte….. Und nun zur Musik einiger Bands von Monterey und aus jener Szene….

Erst der kurze Hinweis auf die Acts, die zwar in Monterey dabei sind, die ich aber anderswo erwähnt habe…

https://music.apple.com/de/playlist/der-gro%C3%9Fe-rockhaus-1967-monterey-und-psychedelic/pl.u-NpXm9dasmdx2r8D

Jimi Hendrix – Are You Experienced
(Track, 1967)

Jimi Hendrix hatte zunächst in England für Furore gesorgt, und kam nun zum Monterey Pop Festival zurück, um die USA wieder zu erobern. Das Debüt, das er hier vorstellt, beschreibe ich im Hauptartikel 1967, der Nachfolger erscheint erst im Dezember ’67

Otis Redding – Live in Europe
(Volt, 1967)

Otis Redding wird bei Monterey zum Crossover Superstar – denn er kann hier auch ein junges weisses Publikum begeistern. Ich beschreibe ihn und sein wunderbares Live-Album im Artikel über Soul…

… Nun zu den Alben der Künstler, die ich in diesem Artikel für dieses Themas würdig und wichtig erachte:

Jefferson Airplane
Surrealistic Pillow

(RCA, 1967)

Design – Marty Balin…

Jefferson Airplane hatten 1967 ihr Debüt schon hinter sich, aber erst mit Surrealistc Pillow – und mit Sängerin Grace Slick als Neuzugang – schufen sie eines DER Alben des Summer of Love. Die Band wohnte in einer viktorianischen Villa in San Francisco, wo sie vermutlich alle denkbaren bewusstseins-erweiternden Substanzen ausprobierte und Songs schrieb, die Folk, Rock und Spuren von Blues mit seltsamen Sounds zu einer Melange verquirlten, die es so noch nicht gegeben hatte. Das Kunststück dabei: Es entstand eine bestimmte Atmosphäre – ein „Alles ist möglich“ – das für diese Zeit, speziell für dieses Jahr des „Summer of Love“ stehen sollte. Exemplarich dafür: Die Hippie-Hymnen und Top-Ten Singles „White Rabbit“ und „Somebody to Love“. Aber auch der Rest ist von höchster Qualität: Die anmutige Folk Ballade „Comin‘ Back to Me“ oder das sublime „Embryonic Journey“ sind besser – auch besser produziert – als das Meiste, was in diesem ereignisreichen Jahr entstehen sollte. Mit der sauberen Produktion allerdings war die Band nicht einverstanden, da sie ihrer Meinung nach den freieren Sound der Konzerte nicht wiedergab.

Jefferson Airplane
After Bathing At Baxters

(RCA, 1967)

Artwork – Ron Cobb… http://www.roncobb.net/artwork.html

So sollte das zehn Monate später erscheinende After Bathing At Baxters dann auch eine ganz andere Band und einen weit freieren Sound präsentieren. Es waren dieselben Musiker, aber LSD (… das sich hinter dem Begriff „Baxter“ verbarg…) , Erfolg und gestiegenes Selbstbewußtsein ließen sie nun immer mehr Dinge ausprobieren, die man so nicht kannte. Die Basis war zwar immer noch Folk und Rock, aber Jorma Kaukonen drehte die Gitarren auf und ließ sie Geräusche machen, die seltsam und fremd waren, die drei Sänger der Band scherten sich nicht um Harmonie und wie gut sie klangen und die Band spielte ein Album ein, das mit all seinen Klang-Collagen und Sounds keinerlei Zugeständnisse mehr an Kommerzialität machte. After Bathing At Baxters ist ein schwieriges Album, aber die Band hatte die Klasse und (noch) die Konzentration um Songs wie das psychedelische „Rejoyce“ oder „Watch her Ride“ in all ihrer Looseness zusammenzuhalten. Grace Slick und Paul Kantner hatten das Sonwriting fast komplett von Martin Balin übernommen um in fünf „Hymnen“ eine Art Konzeptalbum des Psychedelic Rock zu machen. Und dieses eine Mal funktionierte es…

Country Joe & the Fish
Electric Music for the Mind and Body

(Vanguard, 1967)

Cover Design – Jules Halfant
Haus-Designer von Vanguard Records…

Was Jefferson Airplane auf ihrem freien Opus After Bathing At Baxters ausformulierten, hatten Country Joe and the Fish schon vorgedacht. Sie hatten sich seit 1965 mit provokantem Namen (Country Joe steht für Josef Stalin) und mit lebendigen Liveshows in der Schnittmenge aus Jug-Band und Acid Rock einen Namen gemacht, in angesagten Venues wie dem Avalon Ballroom und dem Fillmore Auditorium ein Publikum erspielt und beim Klassik Label Vanguard 1967 einen Plattenvertrag bekommen. Und mit ihrer Musik und ihrer inzwischen durchaus dazugewonnenen Virtuosität und vor allem mit ihrer klaren politischen Haltung wurden sie 1967 zu einem der großen Acts der Westküste. Electric Music for the Mind and Body bot exakt das, was der Titel versprach: Ein Halluzinogen in musikalischer Form, gespeist aus einem Mix aus Jazz, Folk, Klassik und Rock, das zwischen Good Timey Music und Apokalypse pendelte, zwar keinen Hit hatte, aber ohne weiteres neben den anderen Meisterwerken dieser Zeit zu bestehen vermag.

Country Joe & the Fish
I Feel Like I’m Fixin‘ To Die

(Vanguard, 1967)

Cover Photo – Joel Brodsky
…der auch die Doors-Cover geschossen hat

Auf ihrem Debüt hatten Country Joe and the Fish den Titelsong ihres zweiten Albums noch wegen seines expliziten Textes weglassen müssen. Nach dem Erfolg von Electric Music.. konnten sie sich mehr erlauben, zumal sich die Zeiten gewandelt zu haben schienen. „I Feel Like I’m Fixin‘ to Die“ war nun dabei – aber leider hatte die Band auf ihrem zweiten Album auch ein paar schwächere Songs. Nicht dass das Album nicht unterhaltsam wäre, aber es gab Ende 1967 – wie oben erwähnt – einen regelrechten Ausverkauf der Hippie-Ästhetik. Bands durften machen was sie wollten, zumal wenn sie beim ersten Mal Erfolg gehabt hatten, und so gibt es auf I Feel Like I’m Fixin‘ To Die einige seltsam uninspirierte Momente, Ideen, die anscheinend nur aufgrund ihrer Exzentrizität verfolgt wurden, ein Zuviel an Freiheit. Und so stellten sie sich mit ihrer Hippie Naivität als Zielscheibe für Musiker wie Frank Zappa auf. Trotzdem: Auch hier gibt es gute Songs wie „Who Am I“ und „Thursday“ – schöne psychedelische Balladen. Und natürlich ihren Trademark-Song, den Titel-Song, der mit seiner rasanten Energie vollkommen atypisch für das Album ist, und der als klassische Antikriegs-Satire einer der berühmtesten Protestsongs seiner Zeit wurde. Es ist ein Album, das weit mehr in noch seiner Zeit gefangen ist als das Debüt.

Moby Grape
s/t

(Columbia, 1967)

Man beachte den skandalösen Fuck-Finger…
und Skip Spence’s Frisur

Als Moby Grape Ende Mai ’67 ihr Debüt veröffentlichten, überschlugen sich die Kritiker mit Lobeshymnen. Ihr gleichnamiges Album wurde sogar mit Rubber Soul verglichen – was ihm nicht gut tat. Die Band aus San Francisco bestand aus fünf Songwritern – drei kongenialen Gitarristen und einer fähigen Rhythmus-Sektion – und hatte alles, was den Sound dieser Zeit ausmachte. Und sie eröffneten ihm sogar noch neue Dimensionen. Die Erwartungen bei Columbia Records waren so groß, dass fünf Singles gleichzeitig veröffentlicht wurden. Eine Marketing- Entscheidung, die sich als tödlich erweisen sollte. Dabei hatten Songs wie „Omaha“,„Hey Grandma“ oder „8:05“ Tiefe und Hitpotential, klangen warm und kraftvoll und waren eigenständig genug, um allen Vergleichen standzuhalten. Aber das Bild einer gehypten Band, schlechte Trips, gierige Manager und eine absurd stressige Promotion-Tour ließen Moby Grape bald ausbrennen. Zwar spielten sie beim Monterey Pop Festival mit, aber andere Bands wie Jefferson Airplane oder Grateful Dead zogen schnell an ihnen vorbei. Das Nachfolge-Album war noch ganz gelungen und später wurde Skip Spence mit seinem drogenbenebelten Meisterwerk Oar nicht ganz so berühmt wie sein Bruder im Geiste Syd Barrett in England. Aber Moby Grape waren bald in der zweiten Reihe verschwunden. Immerhin gilt Moby Grape heute zu Recht als Klassiker des San Francisco-Sound. Kurio am Rande: Das Cover mit dem klitzekleinen ausgestreckten Mittelfinger Don Stevenson’s auf dem Waschbrett wurde „indiziert“… Diese Amerikaner.

The Byrds
Younger Than Yesterday

(CBS, 1967)

Cover – Frank Bez – der macht bald auch das Cover von Neil Young’s Everybody Knows This Is Nowhere

Noch ein Teilnehmer am Monterey Pop-Festival: Younger Than Yesterday war das vierte Album der Byrds innerhalb von nicht einmal zwei Jahren. Vielleicht ging es deswegen zur Zeit seiner Veröffentlichung etwas unter. Inzwischen hat Younger… sich jedoch als erstaunlich zeitlos erwiesen, was ganz gewiss daran liegt, dass die Songwriter McGuinn und vor allem Crosby und Hillman einerseits – wie auf den drei Vorgängeralben – große Popmusik schufen, andererseits mit ihrer Musik aber auch konsequent in die Zukunft wiesen und sich mit Produzent Gary Usher in unbekannte Sound-Welten wagten. Die früheren Beatles-Anklänge waren verschwunden, dafür gab es mit „Renaissance Fair“ Psychedelic Rock, Anklänge an die kommende Country-Rock Phase mit Bluegrass bei „Time Between“, eine weitere grandiose Single Auskopplung mit dem sardonischen „So You Want to be a Rock’n’Roll Star“ incl. Trompeten-Solo von Hugh Masekela, Crosby’s jazziges „Everybody’s Been Burned“ und mit „My Back Pages“ein weiteres gelungenes Dylan Cover. Bis auf die Spinnerei „Mind Gardens“ gibt es keine Ausfälle und man hört deutlich, welchen Einfluss die Byrds auf Bands wie R.E.M. haben würden. Und all das in gerade mal einer halben Stunde Musik.

Buffalo Springfield
Again

(Atco, 1967)

Cover Illustration – Eve Babitz

Buffalo Springfield waren von Beginn an eine Band kurz vor der Kernschmelze – mit den Kreativkernen Stephen Stills und Neil Young, die einander günstigenfalls umkreisten und im ungünstigen Fall aufeinander prallten und explodierten. Bei den Aufnahmen zum zweiten Album Buffalo Springfield Again soll es einige Male geknallt haben, und Neil Young verließ die Band diverse Male, kam aber auf Betreiben Richie Furay’s – des Ruhepols in der Band – immer wieder zurück. Furay schrieb sich in „A Child’s Claim to Fame“ den Frust über den Tumult von der Seele – und Young sang dazu die Harmonies. Das Album ist so zerrissen wie ein paar Monate später das Weisse Album der Beatles – von einem „Zusammen-Spiel“ des Ensembles kann nicht die Rede sein, dafür aber versuchten Stills und Young einander mit großen Songs zu überbieten. Da sind von Young der rockige Opener „Mr. Soul“, der Closer „Broken Arrow“, der eher auf Young’s spätere Solo-Karriere verweist, ebenso wie „Expecting to Fly“, eines von Young’s schönsten Stücken mit orchestraler Begleitung unter der Ägide von Jack Nitzsche. Stephen Stills Songs sind weniger stark, oder besser – sie sind so wie Alles was er auch in seiner Solo-Karriere machen würde, sie haben eine bestimmte Spannung und Schärfe, die in kleinen Dosen genossen angenehm ist, aber über ein ganzes Album anstrengend und eintönig werden können – was hier naturgemäß nicht passieren kann. „Everyday“, „Bluebirds“ und „Rock’n’Roll Woman“ leben von Stills‘ schneidigen Vocals und seinem fliessenden Gitarrenspiel – auf letzterem Track soll sogar David Crosby mitgesungen haben, ein Hinweis auf die Paarung von Crosby, Stills und Young in kommenden Tagen. So ist Buffalo Springfield Again eine famose, ein bisschen uneinheitliche Songsammlung und ein Abbild dieser Tage – und das beste Album dieser Band, weil endlich auch gut produziert. PS – Zum Zeitpunkt des Monterey Pop Festivals hatte Young die Band übrigens mal wieder verlassen…

Eric Burdon & The Animals
Winds of Change

(MGM, 1967)

Cover: Paragon Publicity – die haben 65 auch das Cover für Fresh Cream gemacht

Der nächste Monterey Pop Festival-Teilnehmer dessen Album die Saison wiederspiegelt: Eric Burdon hatte in England nach internen Streitereien und nach falschen Management-Entscheidungen die Animals in den Wind geschossen und zunächst ein unerquickliches Solo Album gemacht. Dann aber reformierte er die Animals in neuem Gewand und nur Drummer Barry Jenkins von den alten Animals blieb dabei. Mit neuen Musikern – insbesondere mit dem Gitarristen und Geiger John Weider, dessen Sound eine ganz neue Facette eröffnete – sogen die Animals den Zeitgeist ein und machte mehrere Schritte weg vom Rhythm and Blues hin zum Psychedelic Rock. Der Album-Titel Winds of Change sagt Alles – das Album verströmt einen Geruch nach Marihuana und Sommer, die Texte zeigen, dass Burdon fest davon überzeugt war, auf einer Welle globaler Veränderungen zu reiten, die Alles Alte hinwegspülen würde. Wie bei all den hier beschriebenen Alben ist das Alter der Musik deutlich hörbar – aber es ist auch erkennbar, dass Burdon ehrliche Begeisterung für seine neue Band, die neue Zeit und ihre Protagonisten fühlte. Da gibt es den Antwort-Song „Yes I Am Experienced“ für den Freund Hendrix (der ihm dennoch bald die Freundin ausspannen würde…), da ist die ausgedehnte Version von „Paint It Black“ von den Stones, da ist die Liebeserklärung an die Westcoast im Hit „San Franciscan Nights“, da ist die Tatsache, dass Burdon das Album den Beatles widmete – insbesondere George Harrison – weil diese sich der Hindu-Philosophie zugewandt hatten. Dann ist da die Tatsache, dass mit Tom Wilson ein Mann produzierte, der irgendwie immer das Beste aus einer Band zu holen vermochte – und die Tatsache, dass die (New) Animals ganz anders als die alten Animals klangen und einen ziemlich eigenständigen Sound hatten. Winds of Change ist sehr abwechslungsreich und es führte immerhin dazu, dass Burdon bei Monterey dabei war. Und der Erfolg setzte sich mit einer Single über das Festival und dem Album The Twain Shall Meet auch noch fort. Von den Legenden dieser Zeit lebt Burdon bis heute.

Canned Heat
s/t

(Liberty, 1967)

Design – Gabor Halmos

Auch einer der Acts bei Monterey waren die Blues-Fanatiker von Canned Heat, deren erstes Album direkt im Anschluss ans Festival veröffentlicht wurde. Hier hatten sich keine „typischen Hippies“, sondern ein paar Pre-War-Schellack-Plattensammler mit teils beträchtlichen Fähigkeiten zusammengetan, um den Blues ihrer Vorbilder in die Zeit elektrischer Gitarren zu übertragen. Man muß sich klar machen: 1967 gab es keine Streaming-Dienste oder YouTube Kanäle für Blues-Fetischisten. Alte Schellack Platten – und die schon 13 Jahre alte Anthology of American Folk Music – waren DIE Quelle um den alten Blues zu studieren. Da war bei Canned Heat Al „Blind Owl“ Wilson, der mit John Fahey zusammen alte Bluesmusiker gesucht und gefunden und wieder zum Auftreten überredet hatte. Ein ganz famoser Harp-Player, Slide-Gitarrist und Sänger mit hoher Stimme in der Art von Skip James. Und da war sein Freund und Plattensammler Bob Hite, mit kraftvoller Blues-Stimme und bärenhafter Statur sowie der Gitarrist und Blues Collector Henry Vestine, der zuvor u.a. bei Zappa’s Mothers gespielt hatte. Langhaarige also, die Ahnung von Blues hatten und deren erstes Album genau das abbildet. Sie covern Muddy Waters, Willie Dixon und Elmore James‘ „Dust My Broom“ und halten sich an die Vorbilder, sie schreiben eigene Songs wie den „Bullfrog Blues“ oder den „Big Road Blues“, die sich in Wenig von den Originalen unterscheiden, sie beweisen auf diesem Album Kompetenz und Leidenschaft, aber sie sind noch nicht bei den treibenden Boogie-Rhythmen angekommen, die sie bald zu einer völlig eigenständigen Band machen würden. Canned Heat ist ein gutes, aber noch kein fantastisches Album, da möge man zum Nachfolger Boogie With Canned Heat greifen. Und auch wichtig: Mit Canned Heat gabe es erstmals ernsthafte Konkurrenz aus dem Mutterland des Blues für britische Bands wie die Bluesbreakers oder Fleetwood Mac, die den Blues modernisieren würde.

Wer war sonst so dabei…?

….da sind freilich weitere Teilnehmer am Monterey Pop Festival, deren Alben 1967 entweder noch nicht erschienen waren, oder meiner Meinung nach nicht ganz so interessant sind: Grateful Dead waren dabei, aber ihr 67’er Debüt ist nicht so gut, wie das was kommen wird – die haben noch keine Ahnung, wie sie ihre Live-Qualitäten ins Studio bringen sollen. Auch Janis Joplin und ihre Band Big Brother & the Holding sind sensationell gut, haben aber ’67 ein erstes Album, das ich nicht erwähnenswert finde. Die Debüt-Alben von Quicksilver Messenger Service und der Steve Miller Band kommen erst ’68. Auch Simon & Garfunkel machen erst im kommenden Jahr mit Bookends ein neues Album. Die Paul Butterfield Blues Band und die Mama’s and the Papa’s haben ihre besten Alben vor ’67 gemacht (…finde ich – und das allein zählt…), Otis Redding, Booker T & The MG’s, Laura Nyro, Hendrix, The Who – sie alle sind dabei aber ich behandele sie an anderer Stelle: Aber es gibt eine große Anzahl von Alben, die nur in diesem Umfeld, in dieser Zeit der Experimentierlust und Freiheit entstehen konnten – wie zum Beispiel…

The Beach Boys
Smiley Smile

(Capitol, 1967)

Keine Info’s über das Cover, das an naive Malerei von Henri Rousseau angelehnt ist

Jaja, die Beach Boys – eigentlich keine Hippies, oder? Immerhin waren sie im Organisations-Kommitee des Monterey Festivals dabei, aber sie traten nicht auf… Brian Wilson hatte ’66 noch vorgehabt, die Beatles zu überflügeln. Er hatte mit Pet Sounds bewiesen, dass er quasi im Alleingang mit den vier Briten konkurrieren konnte. Nur -seine Mitstreiter hatten wohl weder Lust seinen ausufernden und zeitraubenden Ideen im Studio zu folgen, noch wollten sie reine Zuträger sein. Sie weigerten sich schlicht, die Sessions zu Smile – dem Nachfolger bzw. der verbesserten Version von Pet Sounds – weiterzuführen. Dazu kamen diverse Streitigkeiten mit der Plattenfirma und Brian Wilsons weiterhin wachsende psychische Probleme, die dazu führten, dass das Album nicht vor Sgt. Peppers… der Konkurrenten aus Liverpool fertig wurde. Brian Wilson gab sich geschlagen und bis weit ins nächste Jahrtausend blieb Smile ein Phantom und eine Wunschvorstellung. Stattdessen verstümmelten die Beach Boys Smile zu Smiley Smile, ein Album als Reste-Rampe – und dennoch ein eigenes und eigenständiges Album – das allerdings seinerzeit in Erwartung größerer Taten als Enttäuschung wahrgenommen wurde, und das sich wegen seines exzellenten Vorgängers und wegen des unglücklichen Titels immer wieder ungerechten Vergleichen stellen muß. Dabei ist es nicht schlecht: Die Experimente mögen manchmal albern klingen, vor Allem, weil bei den Aufnahmen zu Smiley Smile alles etwas low key war – aber die Höhepunkte – die Singles „Heroes and Villains“ und „Good Vibrations“ zeigen deutlich , wie phantastisch Smile hätte werden können. Songs wie „Wind Chimes“ sind wieder äußerst ungewöhnlich arrangiert, bei „Vegetables“ werden Percussion-Sounds durch Beissgeräusche mit Gemüse erzeugt, „She’s Going Bald“ mag – durch erhöhte Bandlaufgeschwindigkeit und die dadurch entstehende Helium-Stimmen – albern beginnen, aber es endet zauberhaft. Es ist ein uneinheitliches Album, aber es enthält bei seiner Kürze von gerade mal 27 Minuten einfach einige sehr schöne Titel und es ist nicht verwunderlich, dass es sogar als Therapie nach schlechten LSD Trips genutzt wurde. Die Beach Boys traten freilich nicht beim Monterey Pop Festival auf – angeblich weil Brian Wilson sie in diesem Umfeld unpassend fand – aber sie sind für mich mit dem Summer of Love so verbunden wie ….

The Doors
s/t

(Elektra, 1967)

Cover Photo – Joel Brodsky
…siehe auch Country Joe & The Fish

Gute Frage: Warum waren die Doors nicht in Monterey dabei? Angeblich hatten sie anderweitige Verpflichtungen, sie hätten aber nach Monterey gepasst. Und auf jeden Fall hatten sie ein beeindruckendes Debüt im Gepäck, das frühvollendete Werk einer Band, die danach zwar immer noch sehr gut sein konnte, die aber alles Wichtige schon ausgesprochen hatte. Die Doors hatten einen exklusiven Sound -ohne Bass, dafür mit Drums und Keyboards, die sowohl das Rhythmusfundament legen als auch die Melodie tragen konnten, einen spinnenhaften Gitarrenton, der seine Soundnetz über dieses Fundament webte und einen Sänger, der sich in juvenilem Hochmut für einen großen Dichter und Sänger hielt, der gut aussah und der dementsprechend selbstbewusst klang. Aber die Doors hatten auf ihrem ersten Album eben auch die Songs, die ihr Selbstvertrauen befeuerten: Schon die Einleitung mit „Break on Through“ wurde zu Recht zum Hit – und stand auch textlich für ihren Willen, Neues zu wagen. Genauso das oedipale Drama „The End“: Völlig überambitioniert, aber beeindruckend. Oder der Love Song in Excelsius „Light My Fire“, oder Proto-Gothic in „Crystal Ship“ und „End of the Night“. Kurt Weill-Vaudeville im „Alabama Song“… es gibt auf The Doors so vieles an wunderbarer Musik, dass eine Steigerung eigentlich gar nicht mehr denkbar war. Dieser Sound und diese Art zu musizieren waren so revolutionär, weil sie eine Tiefe suggerierte, die bei vielen anderen Bands schlicht fehlte. Die Doors machten sozusagen Psychedelic für Existenzialisten – oder solche die das werden wollten.

The Doors
Strange Days

(Elektra, 1967)

Cover Photo – Joel Brodsky …siehe auch Doors und Country Joe & The Fish

…und so kam Strange Days neun Monate später natürlich genau richtig: Es gab genug Menschen, die mehr von dieser Musik haben wollten, allerdings wurde hier auch deutlich, dass neun Monate eine zu kurze Zeit für eine echte Weriterentwicklung ist. Viele der Songs waren zur selben Zeit entstanden wie die Songs auf The Doors. Es wurden Reste verwertet. Nicht dass hier nur zweite Wahl geboten wurde, aber die Doors zementierten „lediglich“ ihren Status – mit allen positiven und negativen Seiten. Der Titelsong und das funky „Moonlight Drive“ wären auch auf dem Debüt nicht fehl am Platze gewesen. Das Rhythmische „Love Me Two Times“ wurde zurecht ein kleiner Hit “My Eyes Have Seen You“ und „I Can’t See Your Face in My Mind“ waren ebenfalls tolle Songs, das Pendant zu „The End“, das 11-minütige „When the Music’s Over“ – von der Band gerne als Showstopper eingesetzt – zeigte aber auch, dass sie zu übermäßigem Bombast und vor Allem Sänger und „Dichter-Texter“ Jim Morrison zur Hybris neigten. Die Doors hatten ein düstereres Image als viele andere Bands ihrer Zeit, und gerade das machte sie aufregend, aber auf dem zweiten Album sah man auch schon, was passieren konnte, wenn dieses Image zur Pose wurde. Noch war es jedoch nicht so weit. Noch waren die Zeiten so unschuldig, dass eine Band wie die Doors glühende Verehrer finden konnte. Ihr Sound auf jeden Fall war – und ist auch bis heute – vollkommen eigenständig. Sie sind eine weitere sehr wichtige Facette der Musik des „Summer of Love“, zumal sie sich in San Francisco genau am richtigen Ort aufhielten und beim Elektra- Label genau dort waren, wo der Puls der Zeit am lautesten schlug.

Love
Forever Changes

(Elektra, 1967)

Artwork – Bob Pepper – normalerweise Klassik LP-Cover Spezialist…

Love war die andere Band, die auf dem aufsteigenden Elektra-Label als Stars gehandelt wurde. Und sie hätten die Doors zeitweise leicht überflügeln können. Musikalisch waren sie besser, einfallsreicher und auch abenteuerlustiger. Somit mag Love nach heutigen Masstäben die erste wirklich erfolgreiche Underground Band sein – aber sie weigerten sich außerhalb der San Francisco Area zu touren, waren somit zunächst ein lokales Phänomen und dann waren da noch die Drogen und mit Arthur Lee ein äußerst schwieriger und exzentrischer Frontmann. Das dritte Album sollte sogar zunächst nur mit Session-Musikern eigespielt werden, aber Lee und sein Songwriter-Kollege Bryan McLean rissen sich noch einmal zusammen, und spielten im Sommer ’67 ihr Magnum Opus ein. Forever Changes hatte seltsamerweise nur geringen kommerziellen Erfolg, kann aber getrost als eines DER Highlights des Psychedelic-Rocks bezeichnet werden und klingt auch heute noch überraschend zeitlos.Es beginnt mit dem wunderschönen Latin-Baroque Pop von „Alone Again Or“, mit perfektem Bläserarrangement und Lees unnachahmlichem akustischem Gitarrenspiel, einem Element, das auf dem Album verstärkt eingesetzt wurde. Das sanfte „Andmoreagain“, „Maybe the People Would Be the Times or Between Clark and Hillsdale“, „The Red Telephone“… all diese Songs sind perfekt in ihrer Schönheit und klingen zugleich seltsam verloren und düster – haben eine ganz eigenartige Atmosphäre. Während der Aufnahmen gab es große Spannungen zwischen den Musikern, und es schien als würde das Ende des Summer of Love, die Katastrophe von Altamont und die Rassenunruhen in Chicago in der Musik schon ihre Schatten vorauswerfen. Die Band brach nach diesem Album auseinander und Love wurde zur One Man Show für Arthur Lee. Forever Changes aber ist eines der besten Alben dieses Jahres (und war eigentlich Kandidat für den „Hauptartikel ’67“…)

The Serpent Power
s/t

(Vanguard, 1967)

Art Direction – Jules Halfant – Haus-Designer von Vanguard – siehe Country Joe & The Fish

The Serpent Power waren eine Gruppe von erfahrenen Musikern aus San Francisco um den Poeten David Meltzer und seine Frau Tina – sie waren also im Herzen des Flower Power Orkans – und sie hatten durch ihre energetischen Live-Auftritte die Aufmerksamkeit des Country Joe & The Fish-Managers Ed Denton erregt. Der brachte sie auch beim Vanguard-Label unter, das mit Ihnen neben Country Joe & The Fish wohl ein zweites Standbein im angesagten Psychedelic Rock haben wollte. Warum genau dann das einzige Album dieser Band so vollkommen aus dem Gedächtnis geraten ist, erschliesst sich mir nicht – zumal, wenn ich ihre Songs und die fein verschlungenen Gitarrenläufe von Denny Ellis höre. Die tollen Gesangs-Harmonien von David und Tina Meltzer müssen sich nicht vor Kantner & Slick von Jefferson Airplane verstecken. Vielleicht klingt Tina Meltzer nicht ganz so „kompromisslos“ wie Grace Slick, dafür rückt die prägnante Orgel von John Payne die Band von vielen Zeitgenossen ab und lässt tatsächlich den von Kritiker-Papst Robert Christgau gezogenen Vergleich mit The Velvet Underground nicht unpassend klingen…. Songs wie das betäubend sanfte „Flying Away“ sind dunkel-samtener Westcoast-Rock – und dann ist da noch der über 13-minütige Raga-Rock von „Endless Tunnel“ – inklusive Electric Banjo und fernöstlicher Philosophie. Sowas hatten bis dato nur die Beatles gewagt. Letztlich finde ich The Serpent Power mindestens so gelungen wie Electric Music for the Mind and Body. Aber das Album wurde in zu kleiner Auflage gepresst und schlecht vertrieben und nach ein paar erzwungenen Personal-Wechseln gab die Band ein Jahr später desillusioniert auf. Zwar versuchten David und Tina Meltzer es noch mal allein, aber all die erfolgreicheren Bands hatten sie überrollt. So geht’s manchmal…

Mothers Of Invention
Absolutely Free

(Verve, 1967)

Layout & Artork – Frank Zappa

Zappa/Mothers und Love, Doors, Byrds? In der Tat: Die Szene in LA rund um den Sunset Strip vereinte Bands, deren Image man heute nicht unbedingt nebeneinander sieht. Aber Im Summer of Love waren all das typische Verteter einer vielfältigen Gegenkultur. Das Debüt der Mothers of Invention – Freak Out -(siehe 1966…) war schon eine äußerst abwechslungsreiche Angelegenheit gewesen. Auf dem bezeichnend Absolutely Free genannten zweiten Album – wieder von Tom Wilson produziert – fügte Zappa nun seinem Gemisch noch Elemente aus der von ihm so geliebten klassischen Musik hinzu. Dass er Strawinsky verehrte, wurde mit einem Zitat von dessen Petrushka deutlich gemacht. Die exzellente Musik mag mancher allerdings unter den absurden und immens kritischen Texten leicht übersehen haben. Zappas satirische Kommentare zur gesellschaftlichen Situation wurden immer expliziter, er machte sich über den aufgesetzten Non-Konformismus der Hippie-Kultur genauso lustig wie über den Konformismus der amerikanischen Gesellschaft, er lästerte böse über soziale Missstände und vermied es auf jede mögliche Weise, sich irgendeiner Gruppe zuordnen zu lassen. Und die Musik wurde auf das jeweilige Thema zugeschnitten, es gab auf jeder LP-Seite mehrere kürzere Stücke sowie jeweils eine längere orchestrierte „Suite“, von der „Brown Shoes Don’t Make It“ ein regelrechter Hit werden sollte. Absolutely Free zeigt – noch mehr als der Vorgänger – dass Zappa eine vollkommen eigenständige Sprache gefunden hatte, und auch wenn dem Album im Vergleich zu Freak Out vielleicht ein wenig der Focus zu fehlen scheint: Es ist der bessere Einblick in den Kosmos, den er schaffen sollte. Ach ja, und dies ist keine Hippie Musik, genauso wenig wie …

Captain Beefheart & His Magic Band
Safe As Milk

(Buddha Rec., 1967)

Cover – David Richman

Was für Zappa gilt, kann man auch auf Don Van Vliet anwenden. Der war einer der Verrückten der Sunset Strip-Scene, einer der Kreativen, die die Popmusik jener Tage in seltsame Dimensionen katapultierte – und von den gleichen Leuten wahrgenommen wurde, die auch die Byrds oder die Doors als den heißen Scheiß erkannt hatten. Immerhin soll seine Band schon für Monterey geprobt haben, aber Don Van Vliet hatte wohl keinen Bock und verließ die Proben. Der Mann hat ganz sicher von der Toleranz und Experimentierfreude dieser Zeit profitiert, obwohl er wenig mit Love & Peace am Hut hatte. Man kann also sagen: Never mind Trout Mask Replica, here comes Safe As Milk. Eigentlich gilt das zwei Jahre später erschienene Doppelalbum als Don Van Vliets Meisterstück, aber es ist wahrscheinlich auch eines der am seltensten wirklich gehörten Referenzalben der Popmusik. Da ist das Debütalbum des Captain mit seiner Magic Band schon weit zugänglicher. Wobei – auch dies ist äußerst exzentrische und intensive Musik, die zumindest in den USA maximal Intellektuellen vorbehalten blieb – denn hier wird alter Blues, Jazz und Pop mindestens durch das auf dem Cover zitierte Fischauge verzerrt. Zwar gibt es Stücke, die man fast als hitverdächtig bezeichnen möchte – schon das Eröffnungsstück „Sure ’nuff N‘ Yes I Do“ hat einen unwiderstehlichen Drive und selbst die „abgedrehteren“ Stücke wie „Electricity“ oder „Zig Zag Wanderer“ sind unter dem seltsamen Getöse der virtuosen Band und der Vier-Oktaven Stimme von Van Vliet zwar ungewöhnlich, fahren aber melodisch noch nicht vollkommen aus der gewohnten Spur. „Call on Me“ und „Yellow Brick Road“ hätten sogar fast Hit-Potenzial, aber letztlich war Safe As Milk auch ’67 (.. und eigentlich auch für Dekaden danach…) seiner Zeit zu weit voraus, als dass sich irgendein Hippie dazu einen gepflegten Joint zu gedreht hätte. Ach ja: der junge Ry Cooder arrangierte und spielt hier mit !

Psychedelische Kunst und ihre Konzert-Plakate

Eines der faszinierendsten Phänomene der Psychedelic-Ära an der US-Westküste ist die Verquickung von Musik und bildender Kunst. Man sieht es ja schon teilweise an den hier abgebildeten Plattenhüllen. Die Schriftzüge der Bandnamen verzerren sich, die Farben werden bunter, die Perspektiven gewagter – und das, obwohl die Plattenfirmen 1967 gerne die Hand auf der Gestalung ihrer Produkte hielten. Aber die Gestaltung und der Einfluss der Musiker würde in den nächsten zwei-drei Jahren wachsen – und sie würden eine Riege junger Künstler an ihre Alben-Cover lassen. Noch bedienten diese jungen Psychedelic-Künstler hauptsächlich angesagte Konzert Venues wie das Fillmore Auditorium oder den Avalon Ballroom mit Plakaten, aber ihre Logo’s und ihre Ästhetik wurde von den dort auftretenden Musikern geschätzt. Ein paar Beispiele sollen genügen, man kann all das im Internet genauer recherchieren und das hier soll nur als Teaser dienen – die Namen wichtiger Künstler: Rick Griffin, Victor Moscoso, Stanley Mouse & Alton Kelley, Wes Wilson – die sog. „Big Five“, Bonnie MacLean, Tad Hunter (aka San Andreas Fault), Lee Conklin. Ihre deutlich erkennbaren Einflüsse: Jugendstil, Art Nouveau, die Kunst des Victorianischen Zeitalters, Dada, Pop Art. Wichtige Stilmittel: Satte reine Farbflächen, Gegenfarben nebeneinander, bewusst unlesbare gebogene und gedrehte Schrift, Collagen, florale Ornamente, gerne auch mal symmetrische Komposition, eine bizarre Ikonographie mit Totenschädeln oder indianischen Motiven. All dies wurde zu einem eigenen Stil – der bald auch in New York oder Europa Vertreter und Nachahmer fand. Ohne diese Künstler hätte es Hipgnosis oder die Cover von Mati Klarwein (Santana, Miles Davis) wohl nicht gegeben. Sehr zum Ärger der schlecht bezahlten Künstler fand dieser Stil aber bald auch in kommerzieller Werbung Eingang. Dass die in kleinen Auflagen gedruckten Konzert-Plakate bald zu horrenden Preisen ver- und gekauft wurden, war für viele dieser oft anti-kommerziellen Hippie-Künstler ein zusätzlicher Affront. Von dem Geld sahen sie Nichts. Heute sind die Plakate gesuchte Sammlerstücke, die in Museen ausgestellt werden und in schönen (und teuren) Kunstbänden abgedruckt werden. Immerhin findet man Kunst von Leuten wie Moscoso auf Alben der Steve Miller Band, Rick Griffin hat etliche Grateful Dead Cover gestaltet – und ich weise hier immer wieder auf den Designer der Cover unter deren Abbildungen hin, soweit ich die Info’s finde.

Rick Griffin – Grateful Dead Logo Designer
Stanley Mouse – Auch gerne Grateful Dead Cover… zusammen mit Alton Kelley bei Family Dog Entertainment
Alton Kelley – hat mit etlichen die Berkeley Bonaparte distribution agency gegründet um Poster zu produzieren und zu verkaufen
Penny MacLean – wurde von Konzert Manger Bill Graham an die Stelle des bisherigen Plakat-Künstlers Wes Wilson gestzt, als es mit diesem Streit gab
Wes Wilson – Haus Plakat-Künstler von Konzert-Manager Bill Graham. König der nicht lesbaren Schrift
Victor Moscoso – der Einzige mit Kunst-Studium, beeinflusst auch von Josef Albers. Berühmtetes Album Cover: Head Hunters von Herbie Hancock
Tad Hunter aka San Andreas Fault. Auch Zeichner von Underground Comix – siehe auch sein Cover für das Kaleidoscope Album A Beacon From Mars
Lee Conklin – berühmtestes Cover – Santana’s erstes Album

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