1992 – Gang Starr bis Stereo MC’s – East Coast, Hardcore, BoomBap und der Rest der Welt

Man mag sich die Frage stellen, ob die Unterschiede zwischen den HipHop Acts der US Westküste (sprich aus L.A.) und der Ostküste (namentlich New York) nicht nur konstruiert sind. Letztlich ist es doch alles HipHop – Musik, bei der über Samples und Beats die jeweilige Lebensrealität dargestellt wird.

Und ob das Leben in den Ghettos von L.A. so anders ist als das in New York? Für die Rapper in beiden Städten war es jedenfalls hart genug um wütend zu protestieren. In L.A. waren die Vorgänge um Rodney King und die Riots das Thema – und in New York wurde der alltägliche Rassismus letztlich auch nicht viel anders behandelt. Das Leben als Afro-Amerikaner in den Slums New York’s war schhließlich auch nicht weniger hart. Aber es gibt in dem Jahr, in dem Dr.Dre in L.A. G-Funk und Gangsta Rap mit seinem Album The Chronic ausformuliert aus New York Töne, die sich so nicht nennen, es gibt stilistische Unterschiede, die den Ausführenden wichtig sind, die sie von denen an der anderen Küste unterscheiden (sollen). Die Beastie Boys mit ihrem eindeutig in New York geborenen Klassiker Check Your Head sind als weiße, vom Punk mit beeinflusste Rapper auch in New York irgendwie aussen vor – ihr HipHop ist eine ganz eigene Geschichte. Der Stil der Zeit an der East Coast ist Hardcore Rap und Boom Bap: Beides ist natürlich nicht ’92 erfunden worden, es ist die schon Ende der Achtziger gegebene Antwort auf die Kommerzialisierung des HipHop mit Hilfe von aggressiven Drum Machines, harten Beats, noisigen Samples – aber das kennt man ja auch vom Gangsta Rap, oder? Der Unterschied liegt in den Themen, über die gerappt wird. In L.A. ist es die Gewalt innerhalb der Gangs, Drive-By-Shootings, Drogen und Sex, das Leben als Gangsta eben, sowie die so einschneidenden Riots. In New York ist man ein bisschen sportlicher: Hier veranstaltet man Rap Battles. Das dissen der Konkurrenz und etwas allgemeinere Kommentare zur gesellschaftlichen Situation sind die Themen. Was ‚rauskommt ist ähnlich, aber nicht gleich. Die Bezeichnung Boom Bap wiederum, die bei vielen HipHop-Alben aus NY auftaucht, bezeichnet eine zu dieser Zeit beliebte Produktions- bzw. Sound-Variante. Hier wird – ganz wie das Wort klingt – der erste Beat von der Bassdrum geschlagen, der zweite Beat von der Snare klingt heller, macht „Bap“ – und das war’s… Dass das in den Neunzigern „modern“ ist und später „oldschool“ – und damit unmodern – sein wird, erschließt sich mir nicht so ganz. Produktion und Sound mögen sich verändern, aber diese spezielle Art, den Rhythmus zu designen erscheint MIR doch recht… zeitlos. Aber – Boom Bap kehrt bestimmt bald zurück und die Alben vom Wu-Tang Clan, von Nas, Gang Starr oder EPMD sind ohne Zweifel zeitlose Klassiker des HipHop – und meinetwegen auch des Boom Bap. Siehe also hier unten – eine Menge an großen Alben…

Beastie Boys – Check Your Head
(Grand Royal, 1992)

Na – die Beastie Boys sind eigentlich nicht wirklich zu vergleichen mit Gang Starr oder EPMD. Drei weiße jüdische Jungs, die seit ein paar Jahren Rock, Funk und Punk mit frechem Gelaber zu HipHop machen – und dabei so nach New York klingen, wie dereinst The Velvet Underground. Check Your Head ist so phänomenal, dass es im Haupartikel ’92 gewürdigt wird. Aber es ist KEIN typischer…

East Coast /Conscious Rap/Boom Bap

Gang Starr
Daily Operation

(Cooltempo, 1992)

Cover-Foto – Matt Gunther

Ein Album, das für mich – wie Check Your Head – typisch New York ist. Nicht etwa, weil die Themen hier keine L.A. Gangsta-Klischees bedienen, sondern weil der Sound mit seinen Jazz-Samples und häufig eingesetzten Scratches so unverkennbar und typisch NY ist. Das Team aus DJ Premier und dem MC Guru hatte schon im Jahr zuvor mit Step in the Arena einen unverzichtbaren Klassiker des HipHop gemacht, Daily Operation steigerte die Qualität – und damit die Bedeutung von Gang Starr – noch einmal. Nach diesem Album wurde DJ Premier zum gefragtesten Produzenten der NY-HipHop Szene, der bald mit big names wie Nas, KRS One oder Jeru the Damaja arbeiten würde. Und Guru’s Art seine Rhymes fließen zu lassen, wurde zum Markenzeichen – einem Markenzeichen, das niemand imitieren konnte und ihn zu einem der eigenständigsten Rapper seiner Generation machen würde. Es gibt diesen Begriff aus dem Amerikanischen, der eigentlich nicht übersetzt werden kann (oder muss…) – die Beats und Scratches sind „dope“ – entspannt, bekifft, cool… – und ja, die Musik auf Daily Operation ist dope, DJ Premiers Samples sind eigentlich monotone Aneinanderreihungen von 2-3-sekündigen Drum- oder Piano-Loops mit klug eingestreuten Samples und Scratches. Und all das funktioniert so gut, weil Guru ebenfalls so „dope“ klingt, immer ein bisschen gleichförmig, aber damit cool und überlegen – mit Lyrics, die das Zuhören fordern, die klüger sind als das meiste, was man sonst zu hören bekommt. Wären Songs wie „Ex to the Next Girl“ oder „Soliloquy of Chaos“ von jemand anderem mit solcher Eleganz denkbar? Weitere Highlights auf einem locker dahinfliessenden Album: „2 Deep“, „Take It Personal“ oder „No Shame in My Game“ – alles Tracks bei denen sich das Lesen des Textblattes lohnt – daher auch die Bezeichnung „conscious“ für diesen HipHop – bei denen Guru’s Flow so ungemein beruhigend ist, dass der Begriff „dope“ 2x Sinn macht. Aber wie gesagt, beide Musiker wären ohne den Anderen eben NICHT die Hälfte wert. Man KANN dem Album eine gewisse Gleichförmigkeit vorwerfen, so sind Gang Starr eben, und so werden sie auch auf den zwei folgenden Gang Starr-Klassikern. Gut so.

East Coast /Hardcore Rap /Boom Bap

EPMD
Business Never Personal

(RAL, 1992)

Cover-Foto – Michael Lavine. Hat etliche Portrait-Shoots mit Bands wie Sonic Youth etc gemacht.

Und der nächste Act, der als Epitom des New York HipHop steht: EPMD sind der Inbegriff des Eastcoast-Hardcore HipHop, sie sind ’92 ein etablierter Act, der junge Helden fördert: Das EFX, Redman und K-Solo helfen auf Business Never Personal mit, gemeinsam mit EPMD und ein paar anderen bilden sie die „Def Squad Crew“ und bringen allesamt in diesem Jahr hervorragenden HipHop heraus. EPMD bleiben auf ihrem vierten Album bei dem, was sie am besten können: Knallende, funky Beats über denen schlechte MC’s gedisst werden und auf Dicke Hose gemacht wird (die Formulierung passt hier so wunderbar…). Erick Sermon und Parrish Smith (Parrish Making Dollars – also das PMD..) ändern Nichts, weil sie in dem, was sie machen, nach wie vor gut sind. EPMD sind nun einmal Veteranen, sie haben Hardcore/Boom Bap mit erfunden und die Chemie an den Mikro’s zwischen den beiden stimmt einfach, sie lassen ein paar Neuerungen im Sound des Eastcoast- HipHop ganz selbstverständlich mit einfließen – sie haben sie schließlich mit entwickelt. Und noch immer sind EPMD Rap-Underground, nur die Wahrnehmung des Underground hat sich in den letzten beiden Jahren geändert – auch DAS bedeutet „Golden Age of HipHop“! So wird die Lead Single „Crossover“ ein Erfolg (… der den Ausverkauf an den Mainstream behandelt…), aber „Cummin‘ at Cha“ mit einem Feature von Das EFX ist sogar besser. Andere gelungene Tracks sind „Chill“, der mit Redman und K-Solo eingespielte zweite Single-Track „Head Banger“, der Opener „Boon Dox“ und „Who Killed Jane?“, der diesjährige Teil ihrer Jane-Fortsetzungs-Story. Auch dieses Album hat kaum Schwächen – ist durchgehend gelungen, aber seltsamerweise ist die LP/CD out of print – komisch, weil es ein erfolgreiches Album war, vielleicht sogar ihr bestes. EPMD bekamen trotz des Erfolges finanzielle Probleme, trennten sich noch in diesem Jahr und kamen fünf Jahre später wieder zusammen – Da waren sie zwar ehrenwert, aber eben nicht mehr revolutionär . Ihre ersten beiden Alben und dieses Vierte gehören zum Kanon des klassischen Old School HipHop – und darum geht’s hier.

East Coast /Hardcore Rap /Boom Bap

Das EFX
Dead Serious

(EastWest, 1992)

Art Direction – Bob Defrin. Auch so ein Veteran…

Und hier der erste Ableger der Def Squad Crew. Das Duo Das EFX hatte auf EPMD’s Business Never Personal mitgeholfen – übrigens auch auf The Predator vom Westcoast-Kollegen Ice Cube – und dropte im Frühjahr ’92 das eigene Solo-Debüt. Dass die beiden Rapper Andre Weston (aka Krazy Drazyz aka Dray) und Willie Hines (aka Skoob) EPMD als „executive producer“ benennen heißt nicht, dass die beiden wirklich produzieren, es weist nur auf Studio und Kollegenkreis hin, in dem Das EFX sich bewegen. Dead Serious ist vom HipHop EPMD’s beeinflusst, aber die ihre Musik nimmt auch etliche Einflüsse von Ragga (Andre Weston hat jamaikanische Wurzeln), Soul und Funk auf, ihre Lyrics sind weit von der harschen Realität des Hardcore Rap entfernt, sind eher stream of consciousness mit etlichen Pop-kulturellen Referenzen. Die beiden MC’s, die nach einem erfolgreichen Rap Contest von EPMD aufgegabelt wurden, lassen die gesamte Pop-Kultur ihrer Community einfliessen. Ihre Beats und Rhymes sind „dope“ – humorvoller und entspannter als die ihrer Supporter. Auch Dead Serious kam hoch in die Charts und erreichte sogar Platin-Status, aber selbst die Tatsache, dass ihr „They Want Das EFX“ in der Teenie-Serie Beverly Hills 90210 eingesetzt wurde, schadete nicht ihrer Credibility in der Underground HipHop Community. Ihr sehr eigener Rhyme Flow beeinflusste etliche Nachahmer – ob etabliert oder nicht… man möge sich nur den Scat-Gesangs-artigen Rap bei „If Only“ anhören – und mit dem Opener „Mic Chekka“ und dem genannten „They Want Das EFX“ sind mindestend zwei Klassiker des HipHop auf diesem angenehm kurzen Album. Und übrigens: Der seltsame Name Das EFX entstand aus einem verdrehten Akronym ihrer Künstlernamen (Krazy Drazy und Skoob) und ihrer Vorliebe für ein Effektgerät (EFX), welches im DJ SetUp Reverb auf die Stimme legt. Dead Serious ist ein sehr schönes, entspanntes Album irgendwo zwischen EPMD und De La Soul – aber es blieb ihr einziges wirklich gelungenes.

East Coast /Hardcore Rap/Boom Bap

Redman
Whut? Thee Album

(RAL, 1992)

Cover – The Drawing Board.

Wie hier zuvor gesagt: Reginald Noble aka Redman gehört ebenfalls zum Umfeld von EPMD – zur Def Squad Crew – die ihn auf seinem im Herbst ’92 veröffentlichten Debüt ebenfalls unterstützt. Hier wird Erick Sermon (Das E von EPMD) als Produzent genannt – aber der hat Redman seinen Kram meist allein machen lassen. Redman war seit seiner Jugend als Dealer, DJ, und MC unterwegs, hatte – nachdem er die beiden Mentoren von EPMD kennengelernt hatte – ’91 mit den Aufnahmen zu seinem Debüt begonnen und durch seine Teilnahme an der Tour von EPMD und seine Raps auf deren Album die Erwartungen an sein Debüt in der Rap Community hoch geschraubt. Whut? Thee Album ist ein tolles Beispiel für Boom Bap – der Beat ist fast durchgehend in diesem Stil gehalten, dazu rappt Redman mit tiefer, immer irgendwie wahnsinniger Stimme Texte, die „Gangsta“ sein könnten, wären sie nicht gleichzeitig so voller schrägem Humor. Nicht umsonst dürfte Eminem ihn als DJ und Texter als eines seiner größten Vorbilder genannt haben. Es gibt tonnenweise Parliament- und James Brown-Samples, eine Produktion, die sehr stark von P-Funk und vom Sound von EPMD beeinflusst ist, aber durch Redman’s sehr eigenen Flow bekommt Whut? Thee Album seinen eigenen Stil. Da rappt er auf dem Track „Redman Meets Reggie Noble“ mit seinem Alter Ego sozusagen gegen sich selbst, bei „Blow Your Mind“ versucht er sich auf Koreanisch, verfällt aber schnell wieder in den eigenen Slang. Auch hier gibt es wenige schwache Tracks, Redman hatte alle Erwartungen erfüllt – und damit auch den verdienten Erfolg – auch Whut? Thee Album kam hoch in die Charts und Redman startete eine Karriere, die künstlerisch und kommerziell erfolgreich blieb. Die kommenden beiden Alben (Dare Iz a Darkside (’94) und Muddy Waters (’96)) sowie die ’99er Kollaboration mit Method Man vom Wu-Tang Clan (Blackout!) sind allesamt für den HipHop-Fan unverzichtbar. Dass Redman auch als Schauspieler Erfolg hatte und mit Christina Aguilera einen weltweiten Hit hatte – geschenkt. Man höre die vier genannten Alben. Das reicht.

East Coast HipHop/ Conscious/Jazz Rap

Pete Rock & CL Smooth
Mecca And The Soul Brother

(Elektra, 1992)

Cover-Foto – Mark Seliger. Auch Black Crowes
oder Britney Spears…

Jetzt zur Abwechslung mal was Anderes – ein Klassiker des East Coast HipHop, der nicht als „Hardcore“ gilt, bei dem Jazz und kluge Lyrics wichtigste Bestandteile sind. Neben Gang Starr’s DJ Premier gilt Pete Rock als einer der besten DJ’s und Produzenten seiner Zeit – und das Duo Pete Rock & C.L. Smooth als gleichwertige Alternative zu Gang Starr. Ihr erstes Album, die zuvor aufgenommene EP All Souled Out (von ’91 – und genauso gut wie dieses Album hier…) war schon eine auffällige Visitenkarte gewesen. Mecca And The Soul Brother bestätigte ihre Klasse auf Albumlänge. Ihr HipHop ist beeinflusst von Gang Starr und A Tribe Called Quest, aber er ist härter, Pete Rock ist ein Meister im Verarbeiten von Jazz-Bläser-Samples, die Sounds, Beats und Loops sind vielfach übereinander geschichtet, die Musik komplexer und durchdachter als bei den beiden anderen Vertretern des Conscious Rap/Jazz HipHop. Meisterstück hier ist die Single „They Reminisce Over You (T.R.O.Y.)“ mit dem fantastisch eingebauten Saxophon-Sample – ein Song über den HipHop Tänzer Trouble T Roy, der zwei Jahre zuvor bei einem Unfall gestorben war. Ich würde sagen, einer DER allerbesten Jazz-Rap Tracks aller Zeiten, der den Rest des Albums tatsächlich sogar ein wenig verblassen lässt. Aber das soll niemanden davon abhalten, sich 77 Minuten blendend unterhalten zu lassen. Dass Pete Rock hier einen so hervorragenden Job macht, soll nicht von den Qualitäten des C.L. Smooth ablenken – kein so auffälliger MC wie etwa Guru, aber ähnlich „dope“ wie dieser, ein Texter mit schlauen, persönlichen, teils „conscious“, teils mit den üblichen Angebereien versetzten Lyrics, einer, der auch einen der seltenen Love Songs im HipHop ohne Peinlichkeit oder Macho-Allüren schafft („Lots of Lovin“). Mecca And The Soul Brother bekommt eine fast spirituelle Ruhe durch Interludes und kurze Freestyle Raps und bleibt über die ganze Zeit spannend. Dass es sich damals nicht so gut verkaufte, wie die Alben von Das EFX oder Dr.Dre ist schade, aber insofern egal, als es im Laufe der Jahre immer mehr an Reputation gewann. Jetzt gilt es als Klassiker des HipHop – ganz oben neben Alben wie The Chronic oder Low End Theory

East Coast /Hardcore Rap /Boom Bap

Eric B & Rakim
Don’t Sweat the Technique

(MCA, 1992)

Cover vom Design-Team Cimarron/Bacon/O’Brien

Und hier noch ein HipHop-Duo, das in diesem Jahr „ausläuft“. Auch Eric B & Rakim gehören zu den Pionieren des HipHop – ihre beiden Prä-90er Alben Paid in Full (’87) und Follow the Leader (’88) stehen auf einer Stufe mit den ersten Alben von EPMD und Public Enemy, sind Fundamente im Golden Age of HipHop. Aber das 91er Album Let the Rhythm Hit ‚Em und das diesjährige Don’t Sweat the Technique – ihr letztes Album – haben einen geringeren Stellenwert – dabei sind sie nicht schwächer – man hat sich bloß an ihren Sound gewöhnt, es gibt inzwischen viele Nachahmer und die Dringlichkeit und der Gedanke, dass da etwas Neues entsteht, ist verloren gegangen. Dabei gehen die beiden auf diesem Album sogar neue Wege. Da ist schon der Opener „What’s on Your Mind“ – smooth und nachdenklich, eine ganz neue Zurückhaltung in Sound und Texten, da sind textlich conscious HipHop Tracks we „Teach the Children“ und „Casualities of War“, die im Sound so sind wie frühere Eric B & Rakim, aber neue Inhalte transportieren. Die Beats sind dope, wie es ’92 in NY so beliebt ist und DJ Eric B ist ganz ohne Zweifel einer der erfahrensten seiner Zunft. Und Rakim’s Rhyme Flow, seine Art zu Rappen ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Er war derjenige der es „erfand“, nicht ins Mikro zu schreien, die Energie gekonnt zurückzuhalten, und er war derjenige, der den Jazz als MC in den HipHop einbrachte. Auf Don’t Sweat the Technique gibt es mit „Know the Ledge“ einen echten Klassiker, einen Track, der die früheren großen Zeiten der beiden ganz frisch erscheinen lässt. Da denke ich dann, dass Eric B & Rakim es geschafft haben, vier mal hintereinander wirklich wichtige Alben gemacht zu haben. Nur – wenn ich Don’t Sweat the Technique gegen The Chronic, Sleeping with the Enemy, Mecca and the Soul Brother, oder Whut? Thee Album tauschen müsste, wäre meine Wahl klar.

East Coast /Hardcore Rap /Boom Bap

Showbiz & AG
Runaway Slave

(London, 1992)

Cover – ?

Ich grabe hier gerne immer tiefer im Underground des Eastcoast HipHop. Denn die Alben, die ich dort finde, sind nicht schlechter – auch nicht schlechter produziert – sie sind nur unbekannter als die Big Seller, die in den Charts und damit den Läden zu finden waren. Hier also die nächste Crew von MC’s und DJ’s, die gemeinsam produzieren, auftreten, Alben machen. Diese hier heißt D.I.T.C. (Diggin‘ in the Crate) und besteht aus einigen der besten Underground-Künstler des New York Rap.: Die nennen sich Big L, Lord Finesse, O.C., Diamond D (siehe weiter unten), Showbiz und A.G. – die beiden, die ’92 das gemeinsame Album Runaway Slave droppen. Rodney LeMay aka Showbiz ist ein immens respektierter DJ, hat in informierten Kreisen das gleiche Standing wie DJ Premier oder Pete Rock. Er hat seinen eigenen Stil – nicht ganz so jazzy, mehr Funk’n’Soul, aber auch er weiß, wie man Jazz-Samples in die Musik einbaut, und er schafft eine wahnsinnige Spannung und einen sehr eigenen Groove. Möglich, dass sein partner in crime Andre the Giant, bzw. A.G. gemeinsam mit Showbiz an den Mikro’s nicht so überzeugen, vielleicht sind ihre Lyrics nicht ganz so schlau wie die von Guru, vielleicht sind die Stimmen zu weit im Vordergrund und überdecken die tollen Rhythmen und Sounds zu sehr, um smooth ins Ohr zu gehen. Es mag viele Gründe geben, aus denen Runaway Slave nicht bekannter wurde, aber wenn man HINhört, erkennt man, dass das eines der wirklich tollen HipHop-Alben dieses Jahres ist. Aber – Alas Ignoranz! – heute ist es out of print. Die ganze D.I.T.C. Posse hat in den kommenden Jahren immerhin mehr oder weniger Erfolg – teils sehr verdient – diese beiden hier machen ’95 das genauso gelungene Good Fellas, Diamond D’s Stunts Blunts and HipHop adele ich weiter unten mit meiner Aufmerksamkeit, Big L (der hier gastiert) und O.C. Machen in 2-3 Jahren eigene Meisterwerke. Siehe – diese Crew-Geschichte mit etlichen Alben als Ergebnis ist nicht erst die Idee des Wu-Tang Clan. Runaway Slave muss sein, genauso wie…

East Coast /Hardcore Rap /Boom Bap

Diamond and the Psychotic Neurots
Stunts, Blunts & Hip Hop

(Mercury, 1992)

Artwork – Winston „Elf“ Fletcher

Da haben wir also D.I.T.C. Member Joseph Kirkland aka Diamond D aus der Bronx, NYC. Er ist Producer und MC in Personalunion, er ist in eingeweihten Kreisen kein unbeschriebenes Blatt, seine Skills sind nicht schwächer, als die der bekannten DJ’s und er ist als MC sogar noch besser, als sein Crew-Kollege A.G. Stunts, Blunts & HipHop ist ein mindestens so befriedigendes Ergebnis der damals noch unbefangenen Zusammenarbeit der einzelnen Crew-Mitglieder (ehe die Fragen um Geld und Macht die Atmosphäre in der Crew und im HipHop allgemein vergifteten). Bei der Produktion helfen Legenden wie Large Professor, Q-Tip, Jazzy J, Showbiz und DJ Mark the 45 King, die Gästeliste der MC’s ist ebenfalls erlesen, Diamond D’s Psychotic Neurotics sind eine Rap- und Dance Crew höchster Qualität – aber all die Namen mal beiseite – Was man mit Stunts, Blunts & HipHop bekommt, ist ein extrem abwechslungsreiches, erstaunlich unterhaltsames und sogar – wie ich finde – im positiven Sinne „kommerziell“ klingendes Album. Die Mischung aus James Brown, Parliament, Jazz und seltsamen, unbekannten aber saftigen Funk-Samples ist schwindelerregend, die Rhymes sind gekonnt dargeboten, der Titeltrack beschreibt noch einmal, um was es im HipHop ursprünglich ging, das ganze Album atmet New York. Busta Rhymes benutzte den Beat von „I Went For Mine“ für sein „New York Shit“, es gibt einen ganzen Haufen enormer Tracks – es ist eine ca. 70-minütige Showcase mit reinem, hartem New York HipHop, und immer, wenn ich’s höre finde ich den Rest unnötig. Hab‘ ich’s nicht gesagt? HipHop ’92 ist abwechslungsreich wie das Barriere Reef… and there’s even more of that shit

East Coast /Gangsta Rap

Kool G. Rap & DJ Polo
Live and Let Die

(Cold Chillin‘, 1992)

Cover-Foto – George DuBose

… zum Beispiel NY- Gangsta Rap: Natürlich gibt es den in New York ebenfalls. Kool G. Rap & DJ Polo haben in den Vorjahren schon gezeigt, dass das Leben als Dealer, Killer, böser Bube in New York genau so hart ist, wie in L.A.. Mit ihrem dritten Album Live and Let Die übertreiben sie einfach noch einmal mehr. Dazu holen sie sich Leute von der Westcoast ins Studio (Ice Cube als Gast-MC und den Produzenten Sir Jinx) und aus dem Süden die MC’s Scarface und Bushwick Bill – und produzieren Live and Let Die in L.A. Aber die Geschichten, die hier wortmächtig, brutal und provokativ erzählt werden sind dunkles New York, Mafia, Horrorcore und bittere Sozialkritik. Dem Album widerfuhr ein ähnliches Schicksal wie Paris‘ Sleeping with the Enemy: Warner Bros., die eigentlich mit dem Label Cold Chillin‘ zusammenarbeiteten, wollten das Album wegen der Lyrics und des Covers (zwei an Stühle gebundene Rottweiler, die von den beiden Gangsta’s mit Fleisch dazu gebracht werden, die auf den Stühlen stehenden Cops zu strangulieren) nicht veröffentlichen. Damals waren Gewalt, Schußwaffen etc auf dem Cover und in Texten ein No-Go – weil politisch unkorrekte Realität, die nicht abgebildet werden sollte. Dabei wird hier musikalisch alles richtig gemacht und textlich eine Realität geschildert, die jeder ahnt. Kool G Rap ist nicht nur einer der besten Rapper seiner Zeit, er ist auch ein enorm talentierter Texter, seine Geschichten sind spannend, klug und wahr. Dass es um Gang-Stories, Gewalt und Verbrechen geht, ist nur logisch, Dazu hat Kool G Rap eine beeindruckende Stimme, einen unnachahmlichen Flow – man höre die Singles „On the Run“ oder „Ill Street Blues“. Die Tracks „Home Sweet Home“, „Fuck U Man“, und „Still Wanted Dead or Alive“ sind Sequels zum vorherigen Album, Die Produktion von Sir Jinx ist ein bisschen New York, ein bisschen LA, mit eingestreuten Samples von der Straße, Schüssen, Polizei etc. Dazu sparsame Jazz- und Funk-Schnipsel, getragen eindeutig von Kool G’s Raps. Es ist ein Gangsta-Rap Album, das mit den wichtigsten seiner Art mithalten kann aber an der restriktiven Veröffentlichungspolitik dieser Zeit zu leiden hatte. Es bekam kaum Airplay oder Werbung und verkaufte sich miserabel. Heute gilt es als Referenz-Album für Gangsta Rap. Zu Recht.

East Coast /Hardcore Rap /Boom Bap

Fu-Schnickens
F.U. Don’t Take it Personal

(Jive, 1992)

Cover – ZombArt. Das Design Team von Jive Records

in Trend im HipHop der beginnenden 90er ist das blitzschnelle, zungenbrecherische „bragging and boasting“ – auch Braggadocio genannt. Da geht es dann kaum noch um Inhalte, dafür mehr um die „skillz“ des MC, um seine Schnelligkeit mit gleichzeitiger Verständlichkeit der Spaß-Lyrics über Sex, Geld Frauen, Coolness und die miese Konkurrenz. Das ganze wird von den üblichen Funk und Soul Samples und Boom Bap Beats unterlegt, denen gerne ein bisschen Ragga beigemischt wird. Und will man ein Beispiel dieser etwas flacheren Version von HipHop hören, so sollte man sich an das erste Album der kurzlebigen Fu-Schnickens aus New York halten. Die drei MC’s machen mit F.U. Don’t Take it Personal ein wirklich gelungenes Alben mit schwindelerregenden Raps. Die werden vor allem von Chip Fu geliefert, seine Unterstützer, Moc Fu und Poc Fu sind eher moralische Unterstützung als echte Hilfe, Chip Fu (eigentlich Roderick Roachford) ist der Star und sicher einer der besten in dieser speziellen Kunstform, die sich bei den Rap Battles im Undergound entwickelt hatte. Und für eine Albumlänge von 43 Minuten ist das alles unterhaltsam und mit offenem Mund anhörbar. Chip Fu’s Flow ist einfach unglaublich. Eric B & Rakim boten auf Let the Rhythm Hit ‚Em mit „No Omega“ auch mal so ein Braggadocio, aber gegen das, was hier bei Tracks wie „True Fuschnick“ oder dem Charts Erfolg „Ring the Alarm“ dargeboten wird, klingt Rakim lahm. Die drei hatten jedenfalls den Respekt der gesamten Community, bekommen auf ihrem Album den Support von A Tribe Called Quest’s Phife Dawg und Black Sheep’s Dres, sie benutzen – vor dem Wu-Tang Clan – Samples aus Kung Fu/Martial Arts Filmen – passend zum kompetitiven Charakter ihrer Raps. Die Produktion wird von ihnen selber und Phife Dawg übernommen und dient einzig dem spektakulären Flow von Chip Fu. F.U. Don’t Take it Personal ist Fun, der Nachfolger Nervous Breakdown ist mehr vom Gleichen, da hatten sie dann einen großen Hit mit der Kollaboration mit Basketball Star Shaquille O’Neal, aber das Album als ganzes ist schwächer als dieses hier. Willst du also mal hören, was Braggadocio Raps sind, nimm Das…

East Coast-/Experimental/Abstract HipHop/

Divine Styler
Spiral Walls Containing Autumns of Light

(Giant, 1992)

Cover – ?

Jetzt Achtung! Divine Stylers Spiral Walls Containig Autumns of Light ist so HipHop, wie Captain Beefhearts Trout Mask Replica Blues-Rock ist. Es GIBT Spuren von HipHop und Divine Styler kommt merklich aus dieser Szene, hat da viel Inspiration her, aber mit seinem zweiten Album wollte er offensichtlich weit mehr. Mikal Safiyullah (geboren als Mark Richardson) war bekennender Moslem, kam aus der Szene um Ice-T’s Rhyme Syndicate und hatte ’89 mit Word Power noch ein halbwegs konventionelles HipHop-Album veröffentlicht. Spiral Walls Containig Autumns of Light kam unter dem Einfluss seiner Konvertierung zum Islam zustande, besteht textlich zu großen Teilen aus den Lehren Allah’s und Anpreisungen des Propheten. Dass dieses Album auf einem Major Label veröffentlicht wurde, ist ein Wunder. Es ist mit seinem Crossover aus Rock, Soul, Spoken Word (…und NICHT Rap…) Passagen nicht nur seiner Zeit weit voraus, es ist auch noch dermaßen far out, druggy und extrem, dass sich heute kein Label an so etwas herantrauen würde. Die einzelnen Tracks sind teils völlig Free-form, mit finsterer Atmosphäre in der Divine Styler sich über Himmel, Hölle und Allah ausläßt. Die Beschreibung „Parliament meets the Residents“ mag ein Bild abgeben, was den Hörer hier erwartet. Styler arbeitet mit einer sehr versierten Band, Gitarrist Jeff Phillips, Drummer Kendu Jenkins und Bassist Tony Guarderas, aber er ist der Chef im Ring. Er arrangiert und produziert alles, verzerrt seine Stimme zur Unkenntlichkeit, singt wie ein Engel und mixt Rock Jams mit Folk, Industrial mit Noise. Und so weit reichen auch die Songs vom grausigen „Love, Lies and Lifetimes‘ Cries“ über den fast reinen HipHop von „Grey Matter“ bis zum verzückten Liebesgebet an Allah auf „Walk of Exodus“: Nur Stimme, sanfte Percussion und Phillips klingelnde Gitarre, Prince hätte seine Plateauschuhe dafür gegeben. Spiral Walls Containig Autumns of Light ist vielleicht durch seine stilistische Unklarheit inkonsistent, es ist spirituell, verstörend und extrem -aber nie langweilig – Für Manche ein Klassiker, für andere zu Recht vergessen.

East Coast /Political/Conscious Rap

The Goats
Tricks Of The Shade

(Ruffhouse, 1992)

Artwork – Vinnie Angel. Designer, Filmmacher, Künstler und Mitglied der Goats

So, jetzt bin ich mit New York fertig und gehe nach Philadelphia – immerhin auch East Coast US – und finde dort mit Tricks of the Shade eine vergessene Underground-Perle des Political Rap. The Goats waren in einiger Hinsicht Vorreiter. Die drei Rapper um ihrem Frontmann Oatie Kato, Madd (a.k.a. „the M-A-the-double-D“, a.k.a. Maxx), und Swayzack spielten mit eigener Live Band – lange vor den Roots – und ihr Debüt auf dem krediblen Ruff House Label (Heimat der Fugee’s und von Cypress Hill) ist ein kluges, witziges, politisches Konzept-Album, das mehr Beachtung verdient hätte. Aber es gab ’92 wohl einfach zu viel HipHop – was man ja auch an diesem Artikel sieht. Das 70-minütige Album wird von kurzen „Skits“ zusammengehalten, die die Geschichte von zwei Helden namens Chicken Little und Hangerhead erzählen, die nach dem legendären Uncle Sam in seiner staatlich geförderten Freak Show suchen. Die Raps hier mögen nicht ganz so spektakulär sein, aber was an Skillz vermisst werden könnte, wird durch die Lyrics ersetzt. (Nicht dass hier schlecht gerappt wird…) Ich liebe eine Zeile wie „Columbus destroyed more Indians than Hitler killed Jews but on his birthday you get sales on shoes.„. The Goats mögen nicht so extrem sein wie Paris oder Chuck D, aber sie sind genauso klug, und Sound und Produktion gewinnen durch die Live-Band und die harten Pete Rock-Beats. Tricks of the Shade war seiner Zeit um zehn Jahre voraus, es ist sehr originell. Ein vergessenes Highlight in einem an Highlights reichen Jahr.

Und sonst…

Ich verfolge hier ja das Prinzip, dass ich mit meinen Reviews Musik empfehle, die einer unvoreingenommenen, stilistisch Scheuklappen-freien Hörerschaft gefallen könnten. Ich finde es gibt kein musikalisches Reinheitsgebot, und die Überschrift HipHop soll nur einen losen Rahmen bilden. Daher gehören für mich der Alternative HipHop/Rap Rock/Whatever von Basehead oder der von Dance und Madchester beeinflusste HipHop der Briten Stereo MC’s auch in diese Reihe – auch wenn ihre Musik mit dem HipHop von der Ost- oder Westküste der USA oder dem Rap aus den Südstaaten wenig gemein hat. Somit also zwei Alben von ’92, die einem unvoreingenommenen, an HipHop interessierten Hörer auch gefallen mögen.

Alternative HipHop

Basehead
Play With Toys

(Emigré , 1992)

Cover – Emigré Design Company

Der mysteriöse Basehead kommt aus Washington – und hat mit der East Coast HipHop Communitiy sowohl stilistisch, als auch personell Nichts zu tun. Seine Musik auf diesem Debüt hat HipHop-Einflüsse – sein Sprechgesang ist sicher vom HipHop beeinflusst, aber diese Elemente stehen gleichberechtigt neben Stilmitteln aus Rock, Pop, Funk Bues und Reggae. Michael Ivey aka Basehead drückte es selber so aus: „There are hip-hop elements in there, but if a hardcore hip-hop fan bought it, they might be disappointed“ – und das stimmt wohl. Play With Toys könnte so etwas wie ein erstes Crossover-Album sein. Und es steht in dieser Reihe von HipHop Alben auch nur, weil ich es sonst nirgendwo einordnen kann. Basehead jedenfalls erstrahlte 1992 nur für einen kurzen Moment mit dem „alternative rap“ von Play with Toys. Das Album wurde zunächst von der amerikanischen Design-Company Emigré veröffentlicht (Daher auch das stylische Cover…), die damals neben anderen Design-Produkten auch Magazine und CD’s veröffentlichten. Dieser solitäre „Slacker-Rap“ aber war die alleinige Vision von Rapper/ Produzent Michael Ivey. Und so klingt die Musik hier: Alles ist langsam, relaxed, smart und aus irgendeinem Grund geht es hauptsächlich um Bier und seine negativen Folgen für Gehirnzellen auf „2000 B.C“ – einem shuffelnden Track mit lockeren Gitarren, Live-Drums und Ivey’s murmelndem Sprechgesang. „Ode to My Favorite Beer“ beginnt mit dem Geräusch, mit dem eine Bierflasche geöffnet wird, wendet sich dann aber in eine Art Dream Pop, wie ihn A.R. Kane nicht besser hätten machen können. Und wenn Ivey auf dem großartigen „Better Days“ erklärt „Clair and Cliff Huxtable never lived around here“ klingt er frustriert, aber nicht wie seine Ghetto-Brüder voller Wut und Agression, sondern melancholisch. Das Album ist voll solcher Momente, es ist so untypisch für HipHop, dass es wohl kaum Einfluß auf die Entwicklungen des Genres gehabt haben dürfte. Ich kann mir aber vorstellen, dass ein gewisser Beck Hansen dieses Album mehr als einmal gehört hat…

Acid Jazz/ UK HipHop/ Madchester

Stereo MC’s
Connected

(4th & B’Way, 1992)

Artwork – David Little

Seit den Tagen der Beatles und der Stones – spätestens seit der Mitte der Siebziger – hat sich die populäre Musik in den USA von der aus dem United Kingdom weit entfernt. HipHop war zwar in England ein bekanntes Phänomen, aber die britischen Acts, die ihre militante, stark von Dancefloor und Ragga beeinflusste Form des HipHop spielten, waren bei weitem nicht so im Massenbewusstsein angekommen, wie ihre amerikanischen Vorbilder. Die Stereo MC’s sind mit ihrem 90er Album Supernatural der erste wirklich erfolgreiche UK HipHop Act mit Charts Plazierung auch in den USA. Ihr Nachfolger Connected baut stark auf dem Titeltrack auf. Der hat damals die Dancefloors in Europa gefüllt – und das zu Recht – aber das Publikum in den USA dürfte bei den Stereo MC’s mit ihrem ur-britischen Akzent gefremdelt haben. Das Album ist ein Meilenstein europäischer Dance Music, es verband verschiedene Stilarten auf organische Weise: Eurodance und HipHop treffen auf Acid Jazz und Madchester-Sounds, alles ist entspannt und leicht bekifft, und wenn keiner der Einflüsse die Oberhand gewinnt, funktioniert das Album. Die Single-Tracks „Connected“, „Ground Level“, „Step It Up“ und „Creation“ wurden allesamt Hits – und die Stereo MC’s hatten sicher großen Einfluss auf kommende Acts wie Faithless zum Beispiel. Connected mag heute etwas dated klingen, aber das kommt bei „Gebrauchsmsik“, die vor Allem für den Dancefloor gedacht ist, schon mal vor. Ich weiss nicht ob ich das Album nur aus Sentimentalität mag. Mindestens die Singles tun es auch heute noch für mich. Daher sollte man Connected mal anhören.