1991 – Death bis Sarcófago – und Sott Burns – Der Tod fährt die Ernte ein, Teil 1 – UK und Amerika

Death Metal – ich will die Gelegenheit nutzen, diesen Lärm anzupreisen, den Krach, der sich zunächst so formlos und un-unterscheidbar über die Ohren seiner Hörer stülpt, der aber (wie so oft bei Musik, die mit „Noise“ arbeitet) bei genauem Hinhören erstaunlich brilliante Verzierungen innerhalb des Lärms erkennbar werden lässt – und der sich zu Beginn der 90er in Musiker-Kreisen trotz seiner scheinbar infantilen Themen und Covergestaltungen als ernst zu nehmende musikalische Revolte beginnt zu etablieren.

Dieser DM hat sich seit den Mitt-80igern von untergründigstem und verlachtem Getrümmer Anfang der 90er zu DEM bestimmenden Sub-Genre des Metal entwickelt. Die politische Unzufriedenheit der Jugend und die Lust zu Schockieren dürften Grund genug für den Erfolg des Genre gewesen sein – nun sind die Bannerträger über 20, irgendwie etabliert, und machen ihr drittes oder viertes Album, auf dem sich nun ihre Ideen ausformen. Und ihre Nachfolger stehen in den Startlöchern, Side-Projects entstehen, die Mitglieder diverser Bands wechseln den Verein bzw. haben eigene Projekte am Start – und die Metal-Industrie in Form spezialisierter Labels wie Nuclear Blast, Peaceville, Earache veröffentlicht Death Metal Alben im Wochentakt – und trägt genau damit das Genre in den Augen vieler Fans zu Grabe. Tatsächlich gibt es 1991 etliche Bands, die ihre Vorbilder gnadenlos imitieren, sich mit wenig Talent an den Trend anhängen – oder aber Death Metal frisch entdeckt haben und einfach noch ein paar Jahre brauchen, um sich zu entwickeln. Dem Metal-Hipster scheint 1991 der Beginn einer traurigen Inflation zu sein – er beginnt den Death Metal an sich zu dissen. Ich aber finde in diesem Jahr etliche Alben (mindestens das Debüt von Dismember – siehe Hauptartikel 1991), die Death Metal in all seiner Exzellenz und Klasse in interessanten Facetten widerspiegeln. Ich bemerke den Schritt Richtung jazziger, instrumentaler Vituosität, der sich in den Alben von Bands wie Atheist, Pestilence, Death oder Suffocation finden lässt, der nun auch die Grindcore-Pioniere Carcass in Richtung „normalen“ Death Metal’s abbiegen lässt. Es gibt ein paar beeindruckende Debüt-Alben aus den USA, die 1991 tatsächlich zunächst im Wust der Veröffentlichungen untergehen – und ich höre in der Rückschau gleich drei ganze Hände voll definitiver DM-Klassiker. Es gibt durchaus auch Stagnation – auf hohem Niveau, aber es macht auf jeden Fall Spass, sich durch die unterschiedlichen Alben hindurch zu hören – wenn man – von mir die Unnötigen aussortiert bekommen hat… Also – nach dieser Einleitung die LP-Beschreibungen lesen und die unvermeidliche Liste der besten Alben des Genre’s weiter unten anschauen und ausprobieren. Vielleicht kommt sogar ein Nicht-Initiierter auf den Geschmack.

https://music.apple.com/de/playlist/der-gro%C3%9Fe-rockhaus-1991-death-metal-teil-1-usa-und-uk/pl.u-WabZ6raudKkB04b

Death
Human

(Relativity, 1991)

Pioniere des Death Metal Pt.1: Death haben mit ihrem ersten Album Scream Bloody Gore 1987 das Genre begründet, das dann nach ihnen benannte wurde… (behaupten Fans…) Aber immerhin – Chuck Schuldiner’s Band ist seit nunmehr vier Jahren mit ständig besseren Alben der Garant für die Weiterentwicklung eines Genre’s, das sich von aussen betrachtet nur durch immer mehr Härte und die Steigerung von Provokationen auszuzeichnen scheint. Dass es eine Weiterentwicklung in Technik und im Songwriting gibt, kann man an diesem Album trefflich beobachten. Schuldiner soll ein unduldsamer Anführer gewesen sein, er hatte auf den bisherigen drei Alben etliche Musiker verschlissen und sich nach einer desaströsen Europa-Tour incl. abgebrochenen Konzerten und massiven Streitereien entschieden, seine Mitspieler nur noch anzumieten. Dass seinem Ruf die Besten der Besten folgten, ist wohl schon Hinweis genug auf seine Stellung in der Szene: Sean Reinert von Cynic an den Drums, Paul Masvidal – auch von Cynic – als zweiter Gitarrist, Steve DiGiorgio von Sadus am Bass: Das ist ein bisschen wie das klassische John Coltrane Quartet für Death Metal. Aber die Musik auf Human erfordert solche Könner. Schuldiner hatte alle Songs vorbereitet, und im April ’91 ging es zu Scott Burns ins Morrisound Studio in Florida. Unter all den Death Metal Bands ihrer (und der kommenden) Zeit sind Death allein schon durch Schuldiner’s harschen, an Thrash orientierten Gesang wiedererkennbar. Dazu hatte er eine einzigartig ästhetisch-komplexe Art, seine Gitarren-Soli aufzubauen und einen Kompositions-Stil entwickelt, der sich inzwischen vom Thrash weiter in Richtung (s)einer ganz eigenen Art von Death Metal mit Jazz- und Prog-Rock Einflüssen gewandelt hat. Die relativ eingängigen Tracks von Spiritual Healing aus dem Vorjahr sind zu halsbrecherisch komplexen Songs geworden, in denen ein Rhythmus-Wechsel den nächsten jagt, ohne dabei an Struktur zu verlieren. Immer wieder findet man als Hörer zurück in die Spur, kann den Song verfolgen, hat den Eindruck, dass Schuldiner seine Ideen zu kleinen Kraftpaketen kompromiert hat. Tatsächlich ist Human ökonomische 34 Minuten lang – und keine Minute ist verschwendet. So bleiben die Songs in all ihrer Härte und Komplexität immer unter der 5-Minuten Marke. Dazu kommen intelligente Lyrics, nicht mehr nur Gore und Splatter, sondern Introspektion und Reflektion sind jetzt angesagt. Songs wie „Flattening of Emotion“ und „Lack of Comprehension“ brechen nicht nur thematisch mit den Klischees des Death Metal. Man kann fragen, ob Human überhaupt noch Death Metal ist – ich finde, dieses „Projekt“ spielt ab jetzt in seiner eigenen Kategorie (was man nebenbei schon an den nun nicht mehr von Ed Repka gestalteten Plattencovern sieht). Dass dieses Quartett nicht zusammen blieb, ist schade, hat der Entwicklung von Death aber nicht geschadet…

Morbid Angel
Blessed Are The Sick

(Earache, 1991)

Pioniere des Death Metal Pt.2: Und damit zum DM, wie man ihn kennen mag… Morbid Angel haben mit ihrem Debüt Altars of Madness den Standard gesetzt – mit einem der Klassiker, der so klassisch ist, dass ich ihn unter die wichtigsten Alben 1989 gestellt habe – mit einem Album, das den Boom um Death Metal auslöste und entsprechend erfogreich war. Aber dann brauchen Morbid Angel drei Jahre, um den Nachfolger fertig zu stellen – wodurch Blessed Are the Sick zu einem der meist-erwarteten Album des Jahres wurde. Und wie das dann oft ist – allen Erwartungen konnte dieses Album nicht gerecht werden. Die neuen Songs sind komplexer geworden, Trey Azagthoth’s Gitarren-Soli ist nun noch abstrakter und chaotischer, Dave Vincent’s Stimme growlt inzwischen schön boshaft in noch tieferen Tiefen, sein Bass und Steve Sandoval’s Drums spielen enorm komplexe Rhythmen, die Band hat neben Mid-Tempo und Blast-Beat Parts nun auch Doom-Passagen eingebaut, Morbid Angel haben ihr finsteres Image gepflegt, insbesondere Dave Vincent hat sich mit provokanten Äusserungen und „satanistischen“ Lyrics schön exponiert (…auch da verschieben sich allerdings in den kommenden Jahren die Grenzen des Geschmacks) – und ihre ausdrückliche und hörbare „Evilness“ garantiert ihnen einen Platz in den Plattensammlungen junger Black Metal Anhänger. Durch die Weiterentwicklungen in Sound und technischen Fähigkeiten bekommt man das volle Programm, durch Doom und ein paar akustische Passagen wird das Album abwechslungsreich, und weil die Band vier erprobte Tracks vom ’87er Demo neu aufgenommen hat, gibt es auch befriedigend straightes Material. Man kann beklagen, dass ein „Hit“ wie „Chapel of Ghouls“ fehlt – aber Hits und Death Metal…? Und es gibt Kritiker, die die größere Komplexität beklagen, andererseits aber auch zu wenig Weiterentwicklung sehen. Ich denke Blessed… ist der logische nächste Schritt nach Altars… Nicht mehr revolutionär, aber Death Metal auf hohem Niveau. Dass Tracks wie „Thy Kingdom Come“ oder „The Ancient Ones“ mit ihrem Tempo und mit aberwitzigen Gitarren-Leads den Standard des Debüt’s halten, kann man erwarten – sie stammen vom Demo. Und mit dem Doom von „Blessed Are the Sick/Leading the Rats“ betreten Morbid Angel immerhin Neuland. Blessed Are the Sick ist der kleine Bruder des Debüt-Albums.

Autopsy
Mental Funeral

(Peaceville, 1991)

Der nächste Pionier: Autopsy um den ehemaligen Death-Drummer Chris Reifert hatten mit ihrem Debüt Severed Survival (’89) die Ecke des Death Metal besetzt, die mit Ekel provoziert. Ihr schmieriger Sound – basslastig und roh wie Gehacktes – sowie die herausgerülpsten Gore- und Splatter-Texte von Drummer/“Sänger“ Chris Reifert machen sie sofort zu einer der wiedererkennbaren Bands der Szene. Das sind immerhin Stilmittel, die inzwischen auch gerne von Anderen verwendet wurden – aber Reifert war ein cleverer Songwriter, die Tatsache, dass Autopsy mit Mental Funeral nicht den Versuch machten, sich in progressive bzw. technisch zu anspruchsvolle Gefilde zu bewegen, muss man ihnen inzwischen hoch anrechnen. Reifert ging auf sein Ziel – den „Sickest Shit Imaginable“ zu erschaffen – mit Hilfe einer etwas verbesserten Produktion und einer leichten Verbeugung Richtung Doom los. Doom wiederum passt gut zu Tracks wie dem Opener „Twisted Mass of Burned Decay“. Wie genau Autopsy ihren Sound hinbekommen haben, ist eine Untersuchung wert: Das Gerumpel von Bass und Drums, die tiefer gestimmten Gitarren, melodische Leads und Reifert’s Gerülpse waren alleine schon unnachahmlich, dass er immer neue Ideen aus den Leichenhaufen zog, dass Songs wie „Robbing the Grave“, oder „Hole in the Head“ sogar als Ohrwürmer taugen, macht Mental Funeral noch einmal wertvoller. Ein knapp 38 minütiges akustisches Äquivalent zu einem Slasher-Film kann kein Fehler sein, wenn es so abwechslungsreich ist. Und der Minimalismus von Tracks wie „Dead“ – mit dem Text „dead/stiff and cold/in your box/to decay/dead“ hat schlicht Stil, so wie das großartige Album-Cover von Comic-Zeichner Kev Walker (der bald u.a. auch für Marvel arbeitet und deren Marvel Zombies Reihe zeichnet…). Mental Funeral ist ein weiterer Beweis dafür, dass ’91 ein gutes Jahr ist.

Carcass
Necroticicsm – Descanting the Insalubrious

(Earache, 1991)

Pioniere. Pt. 4: Die höllischen Pathologen von Carcass nähern sich dem Death Metal von der anderen Seite: Sie haben mit den beiden vorherigen Alben Reek of Putefraction und Symphonies of Sickness die eitrige Seite des Grindcore definiert, mit ihrem dritten Album gehen sie nun in Richtung Death Metal. Ich denke, kommerzielle Erwägungen spielen dabei keine große Rolle – ihr brutaler Leichenteil-Grindcore war wohl genauso erfolgsversprechend wie der thematisch ähnlich besetzte, nunmehr glasklar produzierte Death Metal. Die drei Ur-Carcasse, Gitarrist Bill Steer, Basist Jeff Walker und Drummer Ken Owen haben sich den Gitarristen Michael Amott von den Schweden Carnage geholt – der aus seinem melodieseligen Schweden-Death Metal Umfeld (Spaß) vielleicht ein bisschen Freundlichkeit mitbringt. Aber in einem Punkt muss man keine Sorge haben, die Texte gehen immer noch weit über die Grenze des Geschmacks: Menschen, die zu Dünger werden, die an Tiere verfüttert werden, die man zu Kleber zum wegschnüffeln verarbeitet, deren Reste zu Musikinstrumenten verarbeitet werden – Das Medizin-Lexikon war wieder Inspirationsquelle. Nur die Musik ist nun nicht mehr völliger Überfall, es gibt Songstrukturen, die aus blutigem Nebel auftauchen, ein Track wie „Pedigree Butchery“ vereint die Lawinen des Grindcore mit regelrecht melodischen Mid-Tempo-Death Metal Passagen. Und damit wird noch deutlicher erkennbar, was man nur mit Mühe aus dem kaputten Debüt heraushören konnte: Carcass haben neben immenser Kraft, blutbespritztem Humor und technischer Raffinesse auch noch (Death Metal) Hit-Song-Potential. Auf dem folgenden ’93er Album Heartwork würde das noch deutlicher werden, Necroticism – Descanting the Insalubrious ist ein Album des Überganges, und es wurde von konservativen Grindcore-Liebhabern vermutlich als Verrat an Idealen angesehen. Dabei ist es nur das Dokument einer logischen Fortentwicklung – die gehässigen Stimmen von Steer/Walker sind mit verständlichen Lyrics irgendwie fast schön und Grind/Death Tracks wie „Carneous Cacoffiny“ bersten trotz gedrosseltem Tempo vor Kraft. Auch Carcass sind nicht mehr revolutionär, aber sie haben Stil, auch wenn der sich gewandelt hat.

Massacre
From Beyond

(Relativity, 1991)

Und Pioniere, Pt.5: Mit Massacre und From Beyond haben wir ein ganz typisches Florida-Death Metal Album – von einer Band, die eng verbunden ist mit Chuck Schuldiner’s Death. Massacre existierten – mit Unterbrechungen – seit 1984(!), aber nachdem der Death-Mastermind – nach gemeinsamen Touren und den Aufnahmen zu den Death Alben Leprosy und Spiritual Healing, die ihm nützlichen Massacre-Bestandteile wieder in die Wüste geschickt hatte, baute die Band endlich ihr eigenes Debüt zusammen. Dereinst gegründet vom Drummer Bill Andrews, der sich mit Bassist Terry Butler, Sänger Kam Lee und Gitarrist Rick Rozz zusammentat, haben diese Vier Death Metal mindestens mit-erfunden – was bedeutet, dass die Songs von From Beyond teils über sechs Jahre alt sind. Der Conaisseur hört das heraus: Death Metal ist von Thrash beeinflusst, und dessen Strukturen erkennt man deutlich beim Titeltrack oder bei Tracks wie „Dawn of Eternity“ und „Cryptic Remains“, der Gesang allerdings ist eindeutig Death Metal – Kam Lee growlt aus tiefster Kehle – und die chaotischen Gitarrensoli und der stürmische Rhythmus ist Old School Death Metal – allerdings noch ohne die inzwischen angesagte technischen Sperenzchen. Die Produktion ist standesgerecht sauber, massiv und kraftvoll – auch auf From Beyond hat Scott Burns aus den Morrisound-Studios seine Hände im Spiel, dazu kommt das DM-typische Cover-Design von Ed Repka – Monster vor rosa Hintergrund – mit dem From Beyond alle (…fast zu viele) Klischees erfüllt. In dieser Zeit des DM-Overkills fiel das Album trotz der Verbindung zum Zugpferd Death daher weniger auf, als verdient. Inzwischen – spätestens seit sich etliche junge Bands wieder am Old School Death Metal versuchen – zeigt sich seine zeitlose Qualität.

Immolation
Dawn of Possession

(R/C, 1991)

Wie schon zur Genüge erwähnt: Seit ca. 1990 nehmen die entsprechend spezialisierten Labels junge Death Metal Formationen im Dutzend unter Vertrag. Es reicht ein halbwegs erfolgreiches Demo-Tape (Bandcamp oder Soundcloud gab es noch nicht…), und schon bekommt die Band den ersehnten Vertrag incl. Versprechen, den gleichen Erfolg wie Death oder Morbid Angel zu haben. In der entstandenen Masse die Perlen zu erkennen, ist mein Bestreben. Hier folgen nun drei ’91er Debüt-Alben von US-Bands, die den test of time bestanden haben.. Da sind zum Beispiel die New Yorker Immolation. Die hießen zunächst Rigor Mortis, mussten sich aber wegen der gleichnamigen texanischen Band umbenennen und spielten ihre Version des ganz harten Metal – um ihnen kein Unrecht zu tun – schon seit 1988, waren also nicht auf den Trend-Zug aufgesprungen. Ihr Debüt Dawn of Possession hat etliche überzeugende Eigenschaften: Immolation sind möglicherweise von Morbid Angel beeinflusst (…wer klingt 1991 nicht so…), aber sie haben New York Hardcore im Blut, ihre blasphemischen Texte werden vom Bassisten/Sänger Ross Dolan aus noch tieferen Tiefen hervor-gegrunzt, und die Gitarren-Arbeit von Robert Vigna ist ausserordentlich eigenständig und effektiv. Da gibt es typisch „chaotische“ Soli, aber auch melodische Parts von dunkler Schönheit. Dass das Gegrunze von Dolan rhythmisch in die teils recht komplexe Struktur der Tracks eingepasst ist, ist eines der willkommenen eigenständigen Merkmale bei Immolation (Bestes Beispiel dafür: „Those Left Behind“). Man merkt, dass die Band schon lange zusammen spielt, Dawn of Possession klingt nicht wie das Album eines Newcomers, und dass Immolation für die Aufnahmen in die Musiclab Studios/Berlin fuhren, um mit Harris Johns aufzunehmen, war auch eine kluge Entscheidung. Der Morrisound-Sound war in diesen Tagen so allgegenwärtig, dass es langweilen konnte. Songs wie „No Forgiveness (Without Bloodshed)“ oder der Titeltrack sind für Death Metal sehr eigenständig, ich muss aber auch zugeben, dass man dieses (und etliche anderen Alben hier) genauer und mehrmals hören muss, um die Unterschiede zu erkennen. Und das kann für genre-fremde Hörer ermüdend sein. Da mag der Hinweis den Appetit anregen, dass die namhafte New Yorker Village Voice dieses Album unter die „Top 20 New York Hardcore and Metal Albums of All Time“ gewählt hat. Und ich weise gerne darauf hin, dass Immolation in der Folge etliche hervorragende Nachfolger erschufen.

Suffocation
Effigy Of The Forgotten

(Roadrunner, 1991)

Um den Ball aufzunehmen: Die New Yorker Village Voice hat auch Effigy of the Forgotten – das Debüt der New Yorker Suffocation – unter die „Top 20 New York Hardcore and Metal Albums of All Time“ gewählt. Und auch mit diesem Album wird die Aufteilung des Death Metal in einzelne Sub-Genre’s fortgesetzt: Suffocation werden von Fachleuten dem sog. „Brutal Death Metal“ zugerechnet und man kann die Bezeichnung verstehen, wenn man ihren Death Metal hört. Schon bei diesem Debüt-Album (nach den üblichen Demo’s und einer mark-erschütternden EP) ist zu erkennen, dass hier mit enormer Kraft, brutaler Konsequenz und instrumentaler Kompetenz zu Werke gegangen wird. Die fünf Musiker um den Gitarristen Terence Hobbs widmen Effigy of the Forgotten dem dieses Jahr bei einem Autounfall umgekommenen Bassisten Roger Patterson von den Kollegen Atheist (siehe weiter unten), aber besonders nachdenklich klingen sie dabei nicht: Growler Frank Mullen’s Vocals eröffnen eine neue Katgorie des gutturalen Gurgelns, Drummer Mike Smith hämmert maschinenhafte Rhythmen im Grindcore Tempo ein. Dass Lead-Gitarrist Hobbs und sein Rhythmus-Gitarrist Doug Cerrito perfekt zusammenarbeiten, erkennt man erst bei genauerem Durchhören des rasenden Stakkatos’s. Einziges Manko hier: Auch Effigy.. wurde von Scott Burns produziert, und ich denke, die Sorgfalt hat in der Masse seiner Jobs in diesem Jahr gelitten. Das Album klingt dumpfer, als es sollte. Immerhin kann man dennoch erkennen, dass hier wieder eine Band antrat, die „Härte“ des Death Metal um ein paar Grade zu erhöhen. Es gibt keine instrumentalen Interludes, keine Mid-Tempo Passagen, keinen Moment Ruhe. Es gibt nur Brutal und Brutaler. Dass diese fünf Musiker diese Brutalität mit höchster technischer Präzision ausübten, hat ganze Heerscharen von jungen Bands beeinflusst. Und auch hier gelten meine Worte: Man muss genau hinhören, um Songs wie „Infecting the Crypts“ schätzen zu lernen. Dem „normalen“ Hörgenuss steht der dauerhafte Lärmpegel zweifellos im Wege, aber wenn ich mir das Album konzentriert anhöre, erkenne ich die Differenziertheit dieser Tracks. Die damalige Presse war dem Album gegenüber sehr ungnädig, der Underground allerdings überschlug sich vor Begeisterung. Letzterer hatte (wie immer) recht. Übrigens: Wie bei den meisten Death Metal Alben gilt – die LP ist der CD vorzuziehen, das Umdrehen des Vinyl’s ist eine willkommene Unterbrechung. Auch Suffocation hatten noch mehr in Petto: Mit dem Nachfolger Breeding the Spawn halten sie das Niveau und mit Pierced from Within liefern sie 1995 den definitiven Klassiker des Brutal Death Metal.

Malevolent Creation
The Ten Commandments

(Roadrunner, 1991)

Die ’87 in Buffalo/TX entstandene Death/Thrash Band Malevolent Creation ist so etwas wie meine persönliche Lieblings-Band im Zwischenreich dieser beiden Metal-Genre’s. Sie sind tatsächlich bis heute (2019) aktiv, hatten die üblichen Schwächephasen, haben aber auch immer wieder echte Meisterleistungen geliefert – und ich denke, ihr Debüt The Ten Commandments sowie der Nachfolger Retribution können ohne Abstriche neben Klassikern von Slayer und Obituary bestehen – womit ich sie in ein Koordinatensystem gestellt habe, in dem sich jeder Metal-Geek zurecht finden dürfte. Sie hatten – wie Immolation und Suffocation – nur das Problem, in einem inzwischen stark überfüllten Regal zu stehen. Das mag der Grund sein, aus dem sie nicht den gleichen Stellenwert haben, wie andere Florida DM-Acts. Dort war die Band inzwischen ansässig, dort wurde The Ten Commandments in den seinerzeit überfüllten Morrisound Studios vom allgegenwärtigen Scott Burns aufgenommen – immerhin sauberer als die Kollegen von Suffocation. Ein weiterer Grund für ihren vergleichsweise geringeren Erfolg ist ganz sicher ihre deutlich erkennbare Thrash-Vergangenheit. Sänger Brett Hoffamnn ist hier definitiv noch kein „DM-Growler“, er hat einen Gesangsstil, der an Thrash Shouter – bzw. an Dave Vincent zu Zeiten von Altars of Madness – erinnert. Dadurch bleiben die Texte um Gewalt, Tod und Religion tatsächlich verständlich. Und so klingt ein Song wie „Premature Burial“ eher nach Slayer auf Acid als nach Morbid Angel. Die Blast-Beats und Phil Fasciana’s Riffs und Soli wiederum sind deutlich Death Metal, genau wie das Design des Albums mit dem schönen Cover von Dan Seagrave. Der Reiz von The Ten Commandments, liegt somit darin, dass es genau in der Schnittmenge zwischen Thrash und Death steht – und dass es der Band dabei gelingt, beide Seiten zu befriedigen – denn Tracks wie „Sacrificial Annihilation“ sind weder Slayer Rip Off’s noch biedern sie sich an den DM-Trend an. Ihre Position zwischen den Stühlen hat mir immer gefallen, und dass die Songs auf diesem Album und dem fast noch besseren Nachfolger Retribution so kraftvoll und gut gemacht sind, macht Malevolent Creation für mich zu einer der spannendsten Bands ihrer Generation. Beeindruckend.

Atheist
Unquestionable Presence

(Metal Blade, 1991)

Man sollte sich die Alben hier wirklich in der Reighenfolge zu Gemüte führen, in der ich sie beschreibe… hör‘ dir nach Malevolent Creation mal Atheist an – wieder eine dieser Pionier-Bands. Sie haben 1984 noch als R.A.V.A.G.E. (…heisst Raging Atheists Vowing A Gory End) komplexen Thrash/Death gespielt. Nach Namensverkürzung und Vertrags-Querelen war ihr schon ’88 aufgenommenes Debüt Piece of Time im Jahre ’90 dann eines der ersten Technical Death Metal Alben. Mit ihrer komplexen Variante der damals „brutalsten“ denkbaren Musik waren sie Chuck Schuldiner und Death somit um einige Zeit voraus. Man kann sich fragen, ob Unquestionable Presence noch richtiger Death Metal oder „nur noch“ extrem harter Prog-Rock ist. Kelly Shaefer’s Gesang ist sicher ähnlich harsch wie der von Chuck Schuldiner. Die Gitarren-Leads teilt er sich mit Rand Burkey, seinem ebenfalls enorm fähigen Kollegen – der sicher auch etliche JazzRock Gitarristen kennt. Das Rhythmus-Gespann aus Steve Flynn und Tony Choy ist so präsent, wie bei kaum einem anderen Album in diesem Artikel. Der eigentliche Bassist der Band – Roger Patterson – hatte schon alle Bass-Parts für Unquestionable Presence geschrieben, bevor er bei einem Tour-Bus Unfall ums Leben kam. Sein Nachfolger spielte die Parts getreulich (und fähig) für ihn ein – und es mag sein, dass aus Respekt vor Patterson auf diesen Teil der Musik besonders geachtet wurde. Jedenfalls tut die deutliche Kenntlichkeit der Rhythmus-Arbeit Tracks, wie dem ungeheuer komplexen Album-Closer „And the Psychic Saw“ gut, unterscheidet das Album von der kompletten Konkurrenz. Und ich vermute der unvermeidliche Scott Burns im Morrisound Studio (…ja, auch hier…) gab sich ebenfalls besonders viel Mühe. Dass (wie bei Human von Death) die Track-Länge ökonomische fünf Minuten nie überschreitet, macht auch hier den Konsum zusätzlich angenehm. Dass Songs wie „Mother Man“ oder „Enthralled in Essence“ Ideen und Rhythmuswechsel für mehrere Alben organisch miteinander verbinden, zeigt die enorme Klasse von Atheist. Leider zerbrach die Band nach der folgenden Tour. Pattersons Verlust war wohl doch nicht zu verschmerzen. Zwar gab es noch ein drittes Album, aber MIR gefiel es nicht so – auch wenn es ebenfalls gelungenen Technical Death Metal bietet.

Scott Burns und Morrisound

Ein – wie man hier lesen kann – entscheidender Faktor im US-Death Metal zu Beginn der Neunziger ist die inzwischen deutlich verbesserte Produktion der zuvor oft dumpf und schlecht produzierten Alben. Entscheidend für den inzwischen professionellen Sound der vor Allem in Florida sehr regen DM-Szene ist der Produzent Scott Burns. Der war Mitte der Achtziger live-PA-Mann bei Massacre (siehe oben) und Obituary. Seine Leistungen fielen auf, und das ’81 in Tampa, Florida gegründete Studio der Brüder Jim und Tom Morris verpflichtete ihn als Produzent – mit dem Spezialgebiet Death Metal. In den Jahren zwischen ’89 und ’94 muss der Mann an die 80 Alben produziert haben – und gerade ’91 war er wahrscheinlich rund um die Uhr beschäftigt. Er hatte einige deutlich erkennbare Markenzeichen aufseinen Alben – wobei Burns durchaus in der Lage war, zu variieren. Ein äußerst präsenter Bass, ein gerne klinisch reiner Sound (kein Muss – siehe bzw. höre Suffocation’s Debüt), gern genommene komplexe Strukturen… Sein Produktions-Stil bzw. seine Kenntnisse scheint den Plattenfirmen ein Garant für Erfolg gewesen zu sein. Dass er mindestens 50 % der als anerkannten DM Klassiker produziert hat, bestätigt dies. Aber bald waren Hörer und Kritiker des angeblich immer gleichen Sounds überdrüssig. Insbesondere Black Metal Bands begannen ihn mit Spott und Häme zu überschütten, nannten den typischen Florida DM-Sound kommerziell – was ganz übel ist – und Burns, der als Fan in diesen Job eingestiegen war, hatte bald die Nase voll. Seine Worte vor dem Ende seiner Arbeit als Produzent im Jahr 1998: „I think it’s over, finished, done. There are no good new bands, the stealing is shameless, four or five bands will survive the rest will disappear.“ Er hat nicht recht behalten – und er hat auch noch hier und da Bands produziert (Obituary im Jahr 2005) – aber als Produzent ist er Geschichte und arbeitet heute als Programmierer. Ich danke ihm für etliche wunderbare Alben von: Death, Obituary, Masscre, Suffocation, Malevolent Creation, Atheist, Pestilence, Sepultura, Napalm Death, you name it…

Bolt Thrower
War Master

(Earache, 1991)

…jetzt weiter mit den Pionieren des Death Metal aus dem UK: Die ’86 gegründeten Bolt Thrower sind ’88 mit einem fiesen Grindcore-Album gestartet, haben zusammen mit Napalm Death und Carcass den Underground aufgewühlt, bis dieser Schlamm in den Indie Charts landete. sie haben DJ John Peel ebenso beeindruckt wie ihre Kollegen, aber ihr Lärm war vom Krieg in all seinen hässlichen Aspekten – und von War Fantasy und beeinflusst, nicht eklig wie bei Carcass oder politisch wie bei Napalm Death. Sie haben vom ersten Album an neben den (Crust-)Punk Bestandteilen auch schon Death Metal Klischees bedient. Inzwischen sind sie mit ihrem dritten Album stilistisch eindeutig in der DM Bundesliga gelandet. War Master ist in seiner Gestaltung wieder an die Warhammer-Tabletop-Spiele angelehnt, die Themen der völlig unverständlich gegrunzten Texte sind Krieg und Vernichtung – und das tolle an Bolt Thrower ist – sie klingen auch genau so. Logisch und Death Metal-typisch mögen die tiefer gestimmte Gitarren ja sein, aber das Growling von Karl Willetts ist wieder etwas tiefer, als man es von Anderen kennt und das Rhythmus-Gewitter, das Drummer Andy Whale und Bassistin Jo Bench erzeugen, klingt so unnachahmlich, so nach Kanonendonner, wie es sonst keine Band hin bekommt. Songs wie der Klassiker „Cenotaph“ mögen sich nur im mittleren Tempo bewegen – aber die vielbeschworene „Härte“ der Tracks auf War Hammer ist kaum zu überbieten. Bolt Thrower mögen ihre sympathischen Punk-Wurzeln entfernt haben, aber eigenständig sind sie im Meer der alten und neuen Death Metal Bands immer noch – und sie sind auch eine der Bands, die Zeit ihrer Existenz (bis 2016) kein wirklich schwaches Album gemacht haben, dafür mit dem 2005er Album Those Once Loyal einen der ganz großen Klassiker hinterlassen haben. Und ihr Geheimnis? Neben Style wieder einmal die auch im Death Metal nicht unwichtige Fähigkeit, „Songs“ zu schreiben…

Benediction
The Grand Leveller

(Nuclear Blast, 1991)

Als vorletztes Album in diesem 1. Teil meines Death Metal-Kapitels für 1991 eine weitere britische Band: auch Benediction spielen ihren Death Metal auf altmodische Weise. Die Band aus Birmingham vermeidet allzu große technische Anstrengungen und ergeht sich – genau wie Bolt Thrower – nicht in solistischen Scharmützeln, sondern spielt hart, rauh und brutal. 1990 hatten sie ihr Debüt Subconscious Terror (das ich als etwas zu durchschnittlich empfunden habe…) noch mit Barney Greenway am Mikro eingespielt – der wechselte aber bald zu Napalm Death (und blieb dort so lange Zeit, dass man ihn inzwischen mit dieser Band gleichsetzt), als Ersatz wurde Dave Ingram geholt, der sich in Punkto finsterem Growlen ohne Probleme mit Greenway messen lassen konnte (…Ingram wechselte 1998 zu Bolt Thrower – alles Inzest im Death Metal – und Bolt Thrower’s Karl Willetts growlt auf diesem Album als Gast mit…) und auch Benediction hatten in diesen Jahren des DM-Überflusses ihre beste Phase. The Grand Leveller ist ein gutes Beispiel für Old School Death Metal in klischee-hafter Ausführung. Die Riffs sind massiv, ansprechend finster, der Rhythmus donnert voran, die Gitarren-Soli sind im Vergleich zu den abgedrehten Jazz-Spielereien der US-Kollegen Death, Atheist oder Morbid Angel eher schlicht, dafür harmonieren die beiden Gitarristen Peter Rewinski und Darren Brookes aber sehr schön, auch die Songs bleiben einfach, keine dauernden Tempo-Wechsel, dafür ein stetiges voranpreschen. Anscheinend hatten britische Bands nicht vor, den Schritt Richtung klarer Produktion und komplexer Strukturen zu machen – die Punk-Wurzeln des britischen Death Metal mögen dem entgegen gestanden haben. „Jumping at Shadows“, Graveworm“ und „Born in a Fever“ sind gelungene Songs, die in ihrer stoischen Wucht beeindrucken – aber auch ein bisschen simpel sind. The Grand Leveller verliert dadurch möglicherweise im Vergleich mit Unquestionable Presence oder Human, denn: Benediction sind eine Old School Death Metal Band – nicht mehr, nicht weniger. Diesem Album mag der Lauf der Zeit weniger gut getan haben, als manchen etwas weiter aus der Masse herausragenden Alben dieser Phase des Death Metal. Aber wer wissen will, wie diese Musik in ihrer reinen Form klingen soll, der höre sich dieses Album an – und den Nachfolger Transcend the Rubicon gleich dazu. Der ist Benediction’s Sternstunde.

Sarcófago
The Laws of Scourge

(Cogulemo, 1991)

Und zuletzt eine Pionier-Band aus Brasilien. Das Land ist fruchtbarer Boden für extremen Metal – siehe Sepultura, Mystifier oder… Sarcófago: Die Band aus Belo Horizonte hatte schon Mitte der Achtziger ihren Beitrag zur Gotteslästerung geliefert. Das ’87er Album I.N.R.I. hatte mit wüstem Thrash, finsterstem (Black) Metal und einer überdeutlichen Symbolik eine Position besetzt, die – zumal auf dem südamerikanischen Kontinent – damals so extrem wie einmalig war. Der ’89er Nachfolger Rotting war nicht ganz so toll, aber das dritte Album The Laws of Scourge hatte wieder die Klasse des Debüt-Albums, war aber qua Erfahrungsschatz technisch ausgefeilter und zeigte, wie die Band sich deutlich in Richtung des angesagten Death Metal bewegte. Man bedenke dabei mal – ’87 war dieses Genre schlicht noch nicht definiert oder überhaupt benannt. Man wusste nur – hier sind ganz böse Verrückte am Werk. Jetzt hatte die Band ein Ziel, sie wussten was sie taten und… sie hatten die Riffs. The Laws of Scourge ist enorm abwechslungsreich, alle Stärken der Band kommen zum tragen. War I.N.R.I. Noch eine Pionier-Leistung, deren Einfluss ind Kreativität man bewundern kann, so kam jetzt das ausgereifte Album. Mit Wagner „Antichrist“ Lamounier hatten sie einen wirklich schröcklichen Front-Growler, die Riffs variierten von hyper-schnell („The Black Vomit“… lecker) bis doomig (das Bathory-hafte „Midnight Queen“). Gitarrist Fábio Jhasko drehte mitunter ab wie Morbid Angel’s Trey Azagthoth und auch Drums und Bass konnten mit allen Konkurrenten aus den USA mithalten. Und bei aller durchaus auch mal primitiven Rohheit gaben sie ihrem Death Metal durch die Keyboards des Sessionmusikers Eugênio „Dead Zone“ noch einen zusätzlichen Twist. Auch die Plattenfirmen in Europa hatten von Sarcófago gehört, 1992 veroffentlichte Under One Flag das Album in England, der Kult breitete sich in den kommenden Jahren aus und inzwischen sollte man als gestandener DM-Verehrer The Laws of Scourge kennen. Auch – oder gerade weil – ein Tracks wie der epische Closer „Secrets of a Widow“ die Grenzen des Death Metal sprengt. Das und ihre Herkunft mögen einen größeren, mit Morbid Angel oder Death vergleichbaren Erfolg verhindert haben. Verdient hätten sie ihn, weil sie mindestens mit diesem Album enorm einfallsreich, extrem und variantenreich waren

Death Metal – die wichtigsten Alben

Jetzt noch ein Post Scriptum für alle, die Geschmack gefunden haben oder ihn schon immer hatten: 1991 bricht, wie hier oben gesagt, die Welle des Death-Metal. Die Menge an Alben ist inflationär, ein einzelner Artikel würde die üblichen Grenzen sprengen – und das widerspricht meinem Prinzip der Übersichtlichkeit. Daher teile ich diesesThema in zwei Artikel auf. (Siehe 1991 – Pestilence bis Master’s Hammer – Der Tod fährt die Ernte ein, Teil 2 – Europa) Die auf Thrash und Death Metal spezialisierten Plattenfirmen hatten in dieser Zeit Dollar-Zeichen in den Augen – und Gier ist ein starker Antrieb (ins Unglück) Ab jetzt kommt wirklich Revolutionäres in diesem speziellen Genre nur noch in größeren Abständen -was aber nicht heisst, dass es nach ’91 keine wirklich tollen DM-Bands oder Alben geben wird. Also werde ich nun die meiner Meinung nach 10 besten Alben aufzählen, die es in den Jahren VOR ’91 gibt – und dann die Ergänzung mit 20 Alben NACH ’91 machen. Das kann man als beliebige Zäsur in der Entwicklung eines Genre’s diskutieren – aber ich begründe das mit der Beobachtung, dass nach ’91 erst einmal die Anzahl an „puren“ Death Metal-Alben sinkt, statt dessen der Black Metal sein angemaltes Haupt erhebt, dieser bald auch mit anderen Einflüssen (Jazz, Punk, Hardcore) in den DM einfließt – was wohlgemerkt (!) eine Bereicherung ist – denn: Death Metal ist (von Beginn an bis heute) beeinflusst von Thrash und hat ab Anfang der Neunziger selber etliche Mikro-Genre’s hervorgebracht. Er selber hat natürlich Black Metal mit beeinflusst und spielt mit seinem Sound, seiner Kraft, seinen technischen Finessen und seinen Bildern bei vielen jungen Musikern und Bands bis in die Jetzt-Zeit eine wichtige Rolle …. So tauchen in der Ergänzungs-Liste der wichtigen DM-Alben ab ’92 auch Alben auf, die man durchaus dem Black Metal zuordnen könnte, bzw. die von denjenigen, die da Unterschiede machen, einem der Mikro-Genre’s (Technical Death Metal, Brutal Death Metal, Melodic Death Metal…) zugerechnet werden. Ich würde jedem, der diese Art von Musik kennenlernen will, zusätzlich die weiter unten genannten 20 Alben, verteilt über die Jahrzehnte, empfehlen:

Possessed – Seven Churches (1985)

Death – Scream Bloody Gore (1987)

Pestilence – Consuming Impulse (1988)

Morbid Angel – Altars of Madness (1989)

Entombed – Left Hand Path (1990)

Obituary – Cause of Death (1990)

Dismember – Like an Everflowing Stream (1991)

Nocturnus – The Key (1991)

Autopsy – Mental Funeral (1991)

Atheist – Unquestionable Presence (1991)

– und ab 1991…

Incantation – Onward to Golgatha (1992)

Demilich – Nespithe (1993)

Cynic – Focus (1993)

Molested – Blod-Draum (1994)

Death – Symbolic (1995)

Suffocation – Pieced from Within (1995)

At the Gates – Slaughter of the Soul (19915)

Cryptopsy – None So Vile (1996)

Edge of Sanity – Crimson (1996)

Gorguts – Obscura (1998)

Immolation – Close to a World Below (2000)

The Chasm – Procession to the Infraworld (2000)

Immolation – Unholy Cult (2002)

Bolt Thrower – Those Once Loyal (2005)

Portal – Outre (2007)

Dead Congregation – Graves of the Archangels (2008)

Gorguts – Colored Sands (2013)

Behemoth – The Satanist (2014)

Tchornobog – s/t (2017)

Tomb Mold – Planetary Clairvoyance (2019)

… und so könnte ich weitermachen. Denn immer noch fehlt womöglich… weitere Alben von Death, irgendwas von Asphyx, Einzeltäter wie Demilich oder modernen Meistern wie Gojira oder Ulcerate oder Blood Incantation – und die Bands, die Grindcore spielen, habe ich auch noch aussen vor gelassen, weil sie ein eigenes Kapitel bekommen haben – siehe 1988 – Carcass, Napalm Death, Bolt Thrower – Grindcore und sein Höhepunkt -. Das passiert, wenn man tiefer in die Materie einsteigt. Bei Thrash Metal, Black Metal etc sieht es schließlich genauso aus.