1978 – Pere Ubu bis Johnny Thunders – Der Midwest, Cleveland… als US-Punk zu brodeln begann

…wieso Cleveland? Cleveland in Ohio war in den 30er Jahren mal eine der größten und wichtigsten Städte der USA. Aber mit dem Beginn der Ölkrise zu Beginn der Siebziger gingen fast alle großen Arbeitgeber aus der Stahl- und Automobilindustrie pleite, weil sie mit der internationalen Konkurrenz nicht mithalten konnten – ein Problem, das die US-Wirtschaft bis heute quält.

Legendär war der durch Cleveland fließende Cuyahoga, dessen Oberfläche durch die hemmungslose Einleitung von Abwässern so verschmutzt war, dass er 1952 und 1969 in Flammen aufging. Eine Stadt mit dieser Atmosphäre, aus der seit den Mitt-Siebzigern die Menschen zu Tausenden abwanderten, die sich als erste US-Stadt nach der „Großen Depression“ der 30er Jahre 1978 für zahlungsunfähig erklären lassen musste, ist wahrscheinlich die perfekte Stadt für die gespenstischen, morbiden, absurden und apokalyptischen Klänge, die Pere Ubu und Devo erzeugten. Keimzelle von Pere Ubu waren Rockets from the Tombs, die einen an MC5 und die Stooges erinnernden, kranken Rock’n’Roll spielten, deren charismatischer Sänger David Thomas dann Pere Ubu gründete während der Rest der Band als Dead Boys in der New Yorker Punk-Szene Fuß fasste. Ihre Zeit- und Auftritts-Genossen Devo (bedeutet De-Evolution = die Menschheit entwickelt sich nicht vorwärst sondern zurück) aus dem nahe liegneden Akron teilten Auftrittsorte, künstlerischen Anspruch und vor Allem den Sinn fürs Absurde und die Schönheit des Verfalls. Es ist kein Wunder, dass Musiker, die in einer solchen Umwelt aufwachsen, die sich gegenseitig kennen, auch gewisse stilistische Gemeinsamkeiten haben. Es gab also tatsächlich eine Art „Szene“ – wenn so etwas aus der Gleichzeitigkeit von Einflüssen, Ideen, und den dazugehörigen, dafür sensiblen Künstlern besteht. Jedenfalls war Cleveland einer der Orte ausserhalb der Zentren NY, SF und LA, an dem sich musikalische Eruptionen zu einer bestimmten Zeit häuften. Bald machten sich beide Bands auf íns nahe York – in den (sub)kulturellen Schmelztiegel der USA, in dem „Punk“ schon seit ein paar Jahren mehr war, als das, was er in den Augen Begriffsstutziger bis heute geblieben ist. Es ist eine Kunstform mit einem bestimmten Ethos… Den man freilich auch in anderen „kleineren“ Städten im Midwest ausserhalb NY’s findet. Bands wie DMZ und Suicide Commandos mögen trotz hervorragender Alben nicht über lokale Bekanntheit herausgekommen sein. Aber das will hier von mir geändert werden. Ja – in der Provinz bewegte sich was. Auch hier war British (Clash, Sex Pistols) und NY Punk (Ramones, Voidoids) wahrgenommen worden – und wurde nun verändert. Hier also neben Pere Ubu und Devo ein paar unbekanntere Alben, die das Nachhören lohnen.

Pere Ubu
Modern Dance

(Blank Rec., 1978)

Pere Ubu sind zweifelsohne eine der eigenständigsten Bands im dubiosen Stilgemenge namens „Post Punk“ – und inzwischen haben sie die breite Anerkennung gefunden, die sie verdienen. Aber ihre ersten vier Alben haben quasi Nichts neben sich und klingen bis heute ziemlich ungewöhnlich: Das Grundgerüst war eine klassische Garagen-Punk Band mit dem üblichen Sound aus Gitarre, Bass, Drums. Aber dann kamen Allan Ravenstines seltsame Synthesizer-Effekte hinzu – und dann David Thomas‘ bizarrer, hüpfender Gesang weit ausserhalb jeder Norm und ein Songwriting, das völlig neben der Spur schien. Im Gegensatz zu anderen Bands ihrer Generation paarten sie ihre Musik mit Stilmitteln von Krautrock Bands wie Can und NEU! zu Zeiten, als das noch ungewohnt war – und kreierten aus dieser Kombination einen eigenständigen Sound und ungewöhnliche Songs. “Laughing“ zum Beispiel, mit seiner wandernden Saxophoneinleitung klingt nach Free Jazz, ist aber zugleich durch die hypnotische Gitarre- & Bass Linien fest im Punk verankert. Mit pulsierendem Beat beschwören sie das Bild ihrer in sich zusammenbrechenden Stadt herauf, einer Stadt, die ihren Untergang in einer apokalyptischen Party feiert. Kein Wunder, wenn man weiss, dass in ihrer Heimatstadt Cleveland zu dieser Zeit vermutlich genau diese Atmosphäre herrschte (Siehe Oben). Aber obwohl Modern Dance ein Panorama von Neurosen, Paranoia und Phobien ist, wird daraus kein depressives Album: Hier wird am Rande des Abgrundes getanzt.

Pere Ubu
Datapanik in the Year Zero EP

(Radar, Rec. ’75-’77, Rel. 1978)

Und was man so als Freund solcher Musik alles geschenkt bekommt im Jahr 1978!! Kurz nach dem Debütalbum wird durch das kleine Label Radar Records die EP Datapanik inthe Year Zero hinterhergeschoben. 12“, 45 rpm, £ 1,99 – und für das bisschen Geld bekommt man drei revolutionäre Singles/fast 20 Minuten Musik aus den Jahren ’75 bis ’77. Es ist faszinierend zu sehen, wie weit Pere Ubu schon im Jahr ihrer Entstehung waren. Sie hatten ’74 ein Jahr lang als Rocket From The Tombs Cleveland terrorisiert, waren ’75 in die Bands Pere Ubu und Dead Boys zerbrochen und hatten in der Zeit mit ihren ersten Songs unbemerkt Klassik geschaffen: Die beiden Tracks auf der ersten Seite der EP aus dem Jahr 1975 – „Heart of Darkness“ und „30 Seconds Over Tokyo“ – sind unfassbar, völlig aus der Zeit gefallen, müssen damals gewirkt haben wie Musik von Aliens. Es ist Davd Thomas’s Stimme zu verdanken, aber auch den seltsamen Strukturen und Unterströmungen in dieser Musik. Dass Paranoia das sechste Mitglied dieser Band war, erkennt man beim ersten Hören von „Heart of Darkness“, wenn Thomas‘ Stimme auf zwei Kanälen zu hören ist, dabei aber nie übereinander liegt. Und bei „30 Seconds…“ steigert sich das Gefühl der Beklemmung über sechs Minuten kontinuierlich. Die folgenden Tracks aus ’76/’77 bereiten dann auf die erste LP von Pere Ubu vor. Diese Band hatte ihre Wurzeln erkennbar in unbekanntem, vergiftetem Boden, war nicht Punk, sondern Avant-Garage (wie sie es selber nannten…). Und diese EP ist als Dokument der Entwicklung unverzichtbar.

Pere Ubu
Dub Housing

(Chrysalis, 1978)

Das nachfolgende zweite reguläre Pere Ubu-Album erschien dann nach einer Europa Tournee auf Chrysalis, der Heimat von Jethro Tull und dergleichen. Und es setzte die Abfolge von Meisterwerken fort – wobei es sich zur Zeit seines Erscheinens miserabel verkaufte. Der Albumtitel Dub Housing bezog sich auf die gleichförmigen Wohnblocks in Cleveland, die auf dem Cover abgebildet sind, in denen einige Bandmitglieder zur Zeit der Aufnahmen lebten – u.a. auch weil die Mieten dort sehr billig waren. Pere Ubu veränderten und verdrehten die Songstrukturen hier noch mehr als auf Modern Dance, David Thomas klang entweder, als würde er in Stimmen sprechen, oder als hätte er Schluckauf, Ravestines Synthies blubberten und zischten, und die Band spielte dazu eine neurotische Rockmusik, die erkennen ließ, dass sie Velvet Underground, die Stooges und ansonsten nur sich elbst und ihr desolates Umfeld zum Lehrmeister hatten. Ja, es GIBT Rockmusik auf Dub Housing, – die Band hatte Punk wahrgenommen und „Navvy“ ist sogar fast Pop. Die „Ubu Dance Party“ ist ein absurd hüpfender Spaß, das Titelstück dagegen ist düster – und ähnelt in vielem „Laughíng“ vom Debütalbum. Einerseites ist Dub Housing die Fortführung der Musik auf Modern Dance, zugleich wurde dieses Album jedoch zum Endpunkt einer Entwicklung. Pere Ubu existierten zwar weiter, aber so konsequent ausserhalb aller Normen, wie auf ihren Singles und den beiden ersten Alben waren, würden sie nie wieder klingen. Dennoch empfehle ich bedenkenlos auch die drei folgenden Alben – schon, weil diese Band dort eine seltsam verdrehte „Normalität“ entstehen ließ.

Dead Boys
We Have Come for Your Children

(Sire, 1978)

Das zweite Album der inzwischen fest im New Yorker CBGB’s verwurzelten Dead Boys hätte mit dem gleichen Recht in den Hauptartikel ’78 neben Road to Ruin von den Ramones gepasst. Denn die Dead Boys waren so sehr Punk wie die „Brudda’s“, aber sie stammten – wie oben beschrieben – aus Cleveland, sie waren mit Pere Ubu das zweite Element, das aus den Rockets from the Tomb hervorging. Daher beschreibe ich sie neben Pere Ubu in dem Kapitel über das, was Punk in den Rest-USA anstellte. Mit We Have Come for Your Children wird sehr gut deutlich, wie „Punk“ in diesen Monaten aufgefressen wurde. Das Debüt Young Loud and Snotty war ein echtes, pures Punk-Meisterwerk gewesen (für mich auf der gleichen Stufe wie The Clash…). Für ihr zweites Album wurde die Band nach Miami geschickt und bekam den Ex-Cream, Ex-Mountain Produzenten Felix Pappalardi an die Regler gesetzt. Der sorgte natürlich für eine „saubere“ Produktion – so sauber, dass Sänger Stiv Bators und Gitarrist Cheetah Chrome ihn loswerden wollten, und den weit passenderen Ex-Stooges James Williamson um Hilfe baten. Der aber hatte keine Zeit, das Album blieb wie es war… und die Band gab auf. Schade, weil We Have Come for Your Children prinzipiell und mit heutigen Ohren gehört ein sehr gelungenes Album ist: Die Dead Boys hatten definitiv ein Händchen für tolle Songs: „3’rd Generation Nation“, „Son of Sam“, „(I Don’t Wanna Be No) Catholic Boy“ – bei dem Dee Dee und Joey Ramone im Background sangen… Alles tolle Songs, von einer kraftvollen und tighten Band gespielt. Man merkt, dass diese Songs nicht mehr so spontan produziert wurden und meinetwegen nicht mehr so „dreckig“ sind… Aber stört das wenig. Es war schließlich Zeit vergangen, und Punk war nicht mehr. Dass die Dead Boys bei „Big City“ dekandent wie die NY Dolls klingen, ist sogar gut. Aber die Fans der Band waren über die „Kommerzialisierung“ und die verloren gegangene „Giftigkeit“ empört, und die Band zerbrach. We Have Come for Your Children ist nicht Young Loud and Snotty. Aber es ist vor allem auf Seite Zwei der LP ein schön dekadentes (Post) Punk Album.

Devo
Q: Are We Not Men ? A: We Are Devo

(Warner Bros., 1978)

Die Band Devo aus Akron/Ohio hatte sich auch zunächst in der Umgebung Clevelands einen Namen gemacht, war bei ihren bald folgenden Auftritten in New York dann sowohl David Bowie und Iggy Pop als auch Robert Fripp und Brian Eno so positiv aufgefallen, dass Letzterer beschloss, die Band auf jeden Fall zu produzieren. So flog Eno sie auf eigene Kosten nach Köln, setzte sie in Conny Plank’s Studio, und nahm dort ihr Debüt mit ihnen – oder besser gegen sie – auf…. denn die Band ließ sich – entgegen Eno’s Vorstellungen – in ihren hektischen Roboter-Punk nicht hineinreden. Die meisten von Eno’s Ideen blieben aussen vor – für den Gönner sicher frustrierend – so dass das Album nach einer Mischung aus Synth-Pop und Punk klingt – ein Sound, der Songs wie „Uncontrollable Urge”, „Jocko Homo” oder „Gut Feeling/Slap Your Mammy” freilich ganz hervorragend steht. Dazu kommt Mark Mothersbaughs Stimme, die klingt wie David Byrne, der eine Clown verschluckt hat oder wie Jello Biafra auf Speed. Sie covern „(I Can’t Get No) Satisfaction“ von den Stones, und hören sich dabei so durchgeknallt an, dass man sogar den Gedanken an Ironie verwerfen muss, sie sind politisch völlig unkorrekt beim Klassiker „Mongoloid“, und man kann ihnen nicht ansatzweise böse sein, weil sie die gesamte Menschheit – sich selbst eingeschlossen – für verrückt erklären. Sie parodieren Progressiven Rock genauso wie Punk und das mit Können, Witz und Selbstironie. Q: Are We Not Men ? A: We Are Devo war nie der große Erfolg beschieden, den sich die Band wünschte – sie wollten schließlich die Welt erobern – aber es ist einer der witzigsten Startpunkte für etwas oft doch so Ernstes wie Post-Punk.

The Suicide Commandos
Make a Record

(Blank, 1978)

Mal weg aus Cleveland . Wobei The Suicidal Commandos aus Minneapolis gerade mal 11 Stunden Autofahrt von Cleveland entfernt waren und mit Pere Ubu und Devo gemeinsam auftraten. Ihren Abschieds-Gig im CBGB’s bestritten sie mit Devo. Punk in USA war trotz der Größe des Landes eine inzestuöse Angelegenheit. In den entsprechenden Kreisen hatte diese Band großen Einfluss, schaffte es aber nie über den großen Teich. Aber der junge Bob Mould (Hüsker Dü) hörte sich einiges ab, genau wie Paul Westerberg von den Replacements. Freilich ist Make a Record noch nah am Punk seiner Zeit. Ist nicht ganz so extrem wie der rasende Hardcore von Hüsker Dü. Man kann sagen, hier ist das missing link zwischen Wire und den Replacements. Infektiöse Songs wie „Attacking the Beat“, „I Don’t Get It“, „You Can’t“, dazu eine Cover-Version des Tommy James Tunes „She“. Alles mit Energie und der Sparsamkeit des Punk gespielt. Von Leuten, die mit Bachmann-Turner Overdrive und anderem Hemdsärmel-Rock aufgewachsen sind… und diesen von Herzen verachten. Was sie nicht daran hinderte, mit „Match/Mismatch“ die 5-Minuten Marke zu brechen. Tatsächlich hatten sie seit ’74 zusammengespielt, schon ’76 eine Single veröffentlicht… Make a Record kam sozusagen sehr spät. Und dann..? Kam Nichts mehr, sie gingen nach New York, spielten wie gesagt in angesagten Venues und die Karriere versandete. Man muss in Europa viel bezahlen für dieses Debüt. Aber es lohnt sich für diejenigen, die early US-Punk kennenlernen wollen. Nicht so exzentrisch wie Devo oder Pere Ubu, nicht so wild wie die Dead Boys. Punk vom Land.

DMZ
s/t

(Sire, 1978)

Selten habe ich ein Album gesehen, bei dem das Cover so wenig zur Musik passt, wie beim Debüt der aus Boston stammenden Band DMZ. Was hier wie übelster 70er Metal aussieht, ist in Wahrheit etwas ganz anderes. Kopf von DMZ war Jeff „Monoman“ Connolly, der in den kommenden Jahren mit den Lyres Kult-Status erlangen und höchsten Respekt für seine konsequente Hingabe an den Sound des 60er Garage-Rock bekommen müsste (der nickname „Monoman“ kommt übrigens nicht von ungefähr… er ließ am liebsten Alles Mono aufnehmen). DMZ hatten zunächst noch keinen ordentlichen Sänger, ’76 aber stieß Monoman mit quietschendem Farfisa-Organ, Stimme und eigenen Songs dazu, und die Band veröffentlichte ihre erste EP auf dem semi-legendären Bomp! Label. Wie diese stark am 60ies-Sound der Kinks, der Sonics u. dgl. orientierte Band an einen Vertrag beim weit modernistischeren Sire Label kam, ist mir nicht bekannt. Neben den Talking Heads oder den Ramones scheint ihr von den Ex-Turtles Flo and Eddie produziertes Debüt-Album auf den ersten Blick wenig passend, weil wenig zeitgemäß, aber wenn man genauer hinhört, erkennt man die Energie des Punk, einen Stilwillen und einen Spirit, der sich mit Punk made in the USA durchaus verträgt. Haben die Ramones und Blondie nicht auch einen starken Bezug zum Sound der Sixties..? Und aus heutiger – postmoderner – Sicht sind Tracks wie der Opener „Mighty Idy“ mit heulender Orgel vor Allem mitreissender… Pop, Punk, Garage-Rock, whatever und nach einem Song wie „Don’t Jump Me Mother“ will man dringend irgendwas kaputt machen. Die zweite Seite der LP mit Tracks wie „Destroyer“ und „Do Not Enter“ ist gar noch härter, noch garagiger, der Sound DMZ’s ist noch näher an Stooges/Sonics/Flamin‘ Groovies – womit sie definitiv zehn Jahre zu spät waren bzw. zu früh für das Garage-Rock Revival der 80er. Aber besagter Monoman war ein „Oddball“, ein Überzeugungstäter – und das sind die Besten. DMZ sollte jeder mal hören. JEDER. Die Band zerbrach bald, wurde in dieser oder jener Form reformiert und die Musiker tauchten bei den Lyres, bei Yo La Tengo und Jonathan Richman wieder auf.

Johnny Thunders
So Alone

(Real, 1978)

Die New York Dolls sind dereinst im Dunstkreis des CBGB’s entstanden, ihre Musik hatte eine kaputte Dekadenz, die nur aus New York kommen konnte. Und die Nachfolge-Band Heartbreakers war kaum anders. Auch wenn ihr Debüt L.A.M.F. In England produziert und dann bei der Abmischung (zunächst einmal) vor die Wand gefahren wurde – woran die Heartbreakers zerbrachen. John Anthony Genzale aka Johnny Thunders war der Haupt-Songwriter beider Bands und es war logisch, dass er als nächstes ein Solo-Album machen würde. Er blieb in London, holte sich ein paar neue Freunde (Phil Lynott, Steve Marriott, Chrissie Hynde, Peter Perrett (The Only Ones), Steve Jones, Paul Cook (Sex Pistols) und Patti Palladin) zu ein paar Rest-Heartbreakers und machte mit So Alone dieses großartige Gothic Punk-Singer/Songwriter-Album – ein Album, das in seiner Art zu der Zeit wirklich innovativ war. Schon die Tatsache, dass das Album mit dem instrumentalen Surf-Klassiker „Pipeline“ von den Chantays startete, war ungewöhnlich und stylish. Danach das wunderschöne „You Can’t Put Your Arms Around a Memory“, dann half Patti Paladin beim Shangri-La’s Cover „Great Big Kiss“, dann eigene Songs, die den Gedanken daran, dass die Heartbreakers Geschichte waren noch bedauerlicher scheinen ließen. Die Tatsache, dass bei mehreren Songs die halben Sex Pistols (Cook und Jones) mittaten, war ein kleiner Trost… mit So Alone wurden auf ziemlich lässige Art die Gründe und die Wurzeln des Punk in ein Album gegossen. So würde niemand sagen können, dass So Alone ein Fake-Punk-Album ist. Hier wurde von versierten Musikern mit viel Spaß Rock’n’Roll in seiner Grundform gespielt und in die End-70er geholt. Toll, dass das Album trotz all der Gäste eindeutig Johnny Thunders gehört. Sein nachlässiger Gesang, seine ungezähmte Gitarre. Auch die gecoverten Songs sind Johnny Thunders. Der Typ hatte Stil, er hatte die New York Dolls und die Heatbreakers geprägt. Dass er Charakter und viel Talent hatte, wusste man somit. Leider hatte er auch den Rock’n’Roll/Punk Lifestyle verinnerlicht und starb 1991 stilecht unter dubiosen Umständen in einem Hotelzimmer an einer Überdosis, nachdem er drei Tage zuvor mit den Toten Hosen gejammt hatte. Allerdiings war So Alone sein letztes konzises Album (u.a. WEIL es so lose eingespielt war), er machte noch ein nettes Covers-Album mit Patti Paladin – und Pete Doherty und die Libertines haben sich eine Menge bei Johnny Thunders abgeschaut.